Regioanlliga: 18:19 gegen die SG Wilhelmsburg - die Handballer des Ahrensburger TSV bleiben in 2004 weiter ohne Sieg.

Ahrensburg. War es das, geht den Handballmännern des Ahrensburger TSV in der entscheidenden Phase der Regionalligasaison die Luft aus? Für Spielertrainer Dirk Schimmler ist der Klassenerhalt auch nach dem ernüchternden 18:19 (9:8) gegen die SG Wilhelmsburg keine Frage der Physis. "Hätten wir im Verlauf der ersten Hälfte nicht so viele Großchancen vergeben, könnten wir uns jetzt über einen Sieg freuen", sagte der 37-Jährige.

Es hatte etwas Tragisches, dass eine der Säulen im ATSV-Kader den abermaligen Misserfolg einleitete. Die ersten beiden von vier vergebenen Siebenmetern in der ersten Halbzeit verwarf ausgerechnet Kai Stolze. Der 36 Jahre alte Linkshänder, der trotz eines Knorpelschadens im rechten Knie in der laufenden Serie zum zweiten Mal in der Anfangsaufstellung stand (Stolze: "Mit dem Anpfiff vergesse ich die Schmerzen im Knie"), traf bei den Strafwürfen gegen Jens Ratfeld nur Latte und Pfosten. Sein effetvoller Sprungfallwurf von der rechten Außensposition aus zum 5:5 zeugte zwar von seiner Klasse und ließ auf weitere Treffer des ehemaligen Bundesligaspielers hoffen. Doch Stolzes Elan wurde schon wenige Sekunden später jäh gestoppt - von dem Berliner Schiedsrichtergespann Tolga Karamuk/Nikos Seliger. Als der Wilhelmsburger Rückraum-spieler Frank von Hollen ungestüm, den Kopf voran, zwischen Andre Peter und Stolze zum Kreis durchbrechen wollte und letzterer die Lücke etwas zu spät schloss, schien zwar ein Siebenmeter vertretbar, die rote Karte gegen den Ahrensburger wegen groben Foulspiels war jedoch eine Fehlentscheidung.

Zwar sorgten die in der Regelauslegung schwachen Unparteiischen auch bei den Gästen, die Christian Segieth ebenfalls durch Disqualifikation verloren (57. Minute), für manches Kopfschütteln. Der Ausfall von Stolze wog für den ATSV jedoch ungleich schwerer, weil trotz großer Kampfbereitschaft zu viele Schwachstellen im Angriffsspiel auftraten, die in der Summe nur von einem erfahrenen Klassemann zu kompensieren gewesen wären.

Als Stolze auf die Tribüne verbannt wurde, erstarrte das Aufbauspiel. Gegen die Wilhelmsburger 3:2:1-Deckung fehlte das Spiel ohne Ball. Weder der indisponiert wirkende Robert Heinrich noch Henning Wollesen waren als Ballverteiler in der Lage, spielerische Akzente zu setzen, Andre Peter lief sich meistens fest und Christoph Palder war einmal mehr nur ein Schatten seiner selbst. Bezeichnend für den Zustand des Mannschaftskapitäns: In der Schlussphase weigerte er sich, noch einmal ins Spiel einzugreifen.

"Wenn ich Schulterprobleme habe, spiele ich entweder nicht oder stelle mich in den Dienst der Mannschaft und arbeite Chancen für meine Nebenleute heraus", zeigte sich Trainer Schimmler von Palder enttäuscht. "Er ist aber schon vor dem Spiel mit seinen Freizeitaktivitäten hinterher beschäftigt und nicht mit dem Herz bei der Sache", kritisierte er.

Insofern war Mathias Behncke Vorbild für alle. Er versenkte Gegenstöße, traf von außen, aus dem Rückraum oder nach dem Einlaufen zum Kreis. Doch auch der achtfache Torschütze war ein tragischer Held. Beim Stande von 17:17 (57.) und personeller Überzahl ließ sich Behncke den Ball von SG-Spielertrainer Michael Bollhöfer abnehmen und versagte zudem in der nachfolgenden Abwehraktion. Folge: Zeitstrafe für Behncke und Siebenmeter für die Gäste, den Maik Skroric zum 17:18 verwandelte, ehe Arne Freudenberg den Sieg der Gäste perfekt machte und den ATSV, der sechs Spieltage vor Saisonschluss auf einem Abstiegsplatz verbleibt, der Oberliga wieder ein Stück näher brachte.

Schimmler hat jedoch schon jetzt Planungssicherheit. Egal, was passiert, der Schweriner bleibt Spielertrainer beim ATSV. Sein Vertrag wurde schon vor dem Spiel verlängert.

Spielverlauf: 1:0, 3:2, 3:4, 4:5 (12. Minute), 5:5 (16.), 7:6, 9:8 (28.) - 9:11 (37.), 11:11, 11:13, 12:15, 14:15 (50.), 15:17, 17:17 (56.), 17:18, 18:18 (59.), 18:19

Die Tore für den Ahrensburger TSV erzielten: Mathias Behncke (8), Henning Wollesen (2), Dirk Schimmler, Markus Fraikin (je 2), Marc Monich (2/davon 2 Siebenmeter), Kai Stolze und Christoph Palder (je 1).