Muss Trainer Jens Lüdtke nach diesem Fiasko vorzeitig gehen? Eine Entscheidung darüber soll morgen fallen.

Ahrensburg. Was für ein Desaster: In dieser Verfassung gewinnen die Handball-Männer des Ahrensburger TSV in der Regionalliga Nordost kein Spiel mehr. Das 18:38 (10:18) gegen den in der Tabelle bis dahin nur vier Punkte besseren Bad Doberaner SV war ein sportlicher Offenbarungseid. Nichts war mehr zu sehen von den Tugenden, die den Stormarnern im bisherigen Saisonverlauf unerwartete acht Siege beschert hatten. Vor allem im Angriff boten die Ahrensburger eine indiskutable Leistung.

"Entscheidend war die Einstellung", sagte Gästetrainer Stefan Kultermann. "Nach unserer Niederlage im Hinspiel hatten wir einerseits etwas gutzumachen, andererseits brauchten wir die Punkte, um den Abstand zur Abstiegszone zu vergrößern." Entsprechend engagiert gingen die Bad Doberaner ins Spiel und störten jede Angriffsaktion des Ahrensburger Rückraums mit schnellem Heraustreten aus dem 6:0-Deckungsverband.

"Wir bekommen jetzt die Quittung für unseren zu dünnen Kader", sagte ATSV-Coach Jens Lüdtke. "Hinzu kommt, dass die Spieler nicht wissen, wie es bei uns weitergeht - ob überhaupt noch Interesse am Leistungshandball besteht."

Die Stimmung zwischen Trainer und Management ist aber noch aus einem anderen Grund frostig: Die Supporters haben eine mögliche Verpflichtung von Mirko Baltic (TSG Groß Bieberau/Regionalliga Südwest) "verschlafen". Lüdtke hatte Manager Gerd Wollesen ein Gespräch mit dem ehemaligen Zweitligaspieler des VfL Bad Schwartau vermittelt, der im Sommer in den Norden zurückkehren möchte. Die Zusage, dem wurfgewaltigen Linkshänder ein schriftliches Angebot zugehen zu lassen, wurde zunächst aber nicht eingelöst und erfolgte dann erst nach über zwei Wochen per SMS. "Außerdem wurden andere als die vereinbarten Zahlen übermittelt", sagte Lüdtke. "Mir ist die Sache unerhört peinlich."

Das kann freilich keine Ausrede für die desolate Leistung gegen Bad Doberan sein, "Wir haben so gespielt, wie am Vortag trainiert wurde - unkonzentriert und ohne Biss", so ein ATSV-Akteur. Lüdtke nahm sein Team jedoch in Schutz. "Keiner hat absichtlich schlecht gespielt. Aber das Selbstvertrauen ist im Keller, die Verunsicherung groß", sagte der Coach.

Erschwerend hinzu kam die Verletzung von Torwart Steffen Reider, der schon in der dritten Minute nach der Abwehr eines Siebenmeters mit einem Muskelfaserriss ausschied und wahrscheinlich drei Wochen ausfallen wird. "Das hat einigen Spielern einen Schock versetzt", sagte Lüdtke, dessen Team in der Folge immer wieder an Bad Doberans Schlussmann Oliver Schröder scheiterte oder sich fatale technische Fehler leistete. Bester Ahrensburger war bezeichnenderweise Markus Fraikin, dem drei Tore von der linken Außensposition gelangen.

"Es ist noch nichts verloren", meinte Lüdtke dennoch nach dem Debakel. "Wir haben jetzt zwei Wochen Pause und dann noch zehn Partien." Ob er im nächsten Endspiel am 11. März gegen die SG BraHU noch auf der Bank sitzt, wird sich wohl am morgigen Dienstag bei einem Gespräch mit Wollesen und Lars Kiesbye aus dem Handballvorstand klären.

Spielverlauf: 0:2, 1:2, 1:4, 2:4, 2:7, 5:12, 7:16, 10:17, 10:18 - 11:18, 12:22, 13:24, 14:28, 15:31, 16:34, 18:35, 18:38

Die Tore für den Ahrensburger TSV warfen: Markus Fraikin, Dennis Kondziella (je 3), Thiago Santos (3/1), Said Evora (2), Alexander Bär, Christian Schedeit, Andre Peter, Christoph Palder, Patrick Ranzen-berger, Philipp Ruge (je 1) und Marc Feldtmann (1/1).