Seit dieser Saison geht Kerstin Felkel für den Regionalliga-Aufsteiger aus Ahrensburg auf Torejagd - mit großem Erfolg.

Ahrensburg. Aus welchem Holz Kerstin Felkel geschnitzt ist, beweisen zwei kleine Narben an den Knien: Auch zwei Kreuzbandrisse (1995 und 2004) haben die 29-Jährige, die als Kundenbetreuerin im Groß- und Außenhandel tätig ist, nicht davon abhalten können, ihre Handballkarriere fortzusetzen.

Ihr Vater Ingo hatte sie schon als Kleinkind mit in die Halle geschleppt. Seit dem sechsten Lebensjahr ist sie mit dem Handball verwachsen. Tilo Labs, Trainer des Ahrensburger TSV, ist glücklich, eine qualitativ so wertvolle Spielerin in seiner Regionalliga-Mannschaft zu haben. "Mit Kerstin Schmidt und ihr haben wir im Rückraum enorm an Qualität gewonnen", sagt er.

Dass sich Felkel vergangenen Sommer für den Aufsteiger entschied und gegen die Angebote vermeintlich attraktiverer Klubs, hatte vornehmlich regionale Gründe. Weil die gebürtige Wentorferin seit fast fünf Jahren mit ihrem Freund Oliver, den sie bei der Faschingsfete "TrilaNa" kennenlernte, in Trittau wohnt, wechselte sie schon vor zwei Jahren aus Neumünster zurück zur SG Wandsbek 72, wo sie 1999 ihre Regionalliga-Karriere begonnen hatte. Als Wandsbek sein Team zurückzog, war der ATSV die erste Option, zumal sie gemeinsam mit Silke Schöning zum Training fahren kann.

Doch die leidenschaftliche Snowboarderin, die das Handballspiel bei der TSV Reinbek und der GHG Hahnheide erlernte, traut ihrer Mannschaft auch sportlich einiges zu: "Ich denke schon, dass wir einen einstelligen Tabellenplatz erreichen können", sagt die ehrgeizige und sprungstarke Rückraumspielerin, die jedoch lieber Vorbereiterin als Vollstreckerin ist.

Im bisherigen Saisonverlauf hat sie ihr wahres Potenzial jedoch noch nicht ausschöpfen können. "Das richtige Verhältnis zwischen Egoismus und Mannschaftsdienlichkeit hat sie erst in den letzten beiden Spielen der Hinrunde gefunden", sagt Labs. Er schätzt Felkels Spielintelligenz, ihren Blick für die Situation und für den richtigen Pass: "Da wir aber spielerisch noch nicht so weit sind, brauchen wir zurzeit vor allem ihre Tore aus dem Rückraum."

Ihr bislang größter Erfolg war das Erreichen der Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga mit der SG Wandsbek 72. Bei Vorbildern fallen Felkel zuerst Männer ein. "Wolfgang Schwenke und Thomas Knorr, damals noch beim THW Kiel, fand ich toll", erinnert sie sich. "Bei den Frauen hat mich die für den Buxtehuder SV spielende Andrea Bölk wegen ihres unnachahmlichen Schlagwurfs beeindruckt."

Freund Oliver ist zwar Volleyballer, Kerstin zuliebe fehlt er aber bei keinem ihrer Spiele. Er begleitet sie auch zu Bundesligaspielen des HSV Hamburg in die Color-Line-Arena. Da sich der größte Teil ihres Freundeskreises aus Handballern zusammensetzt, ist Oliver fast zwangsläufig zum Handballfan geworden. "Aber ich gehe auch gern zum Fußball in die AOL-Arena", sagt die sportbegeisterte Frau, die bis zu ihrem 19. Lebensjahr auch im Sattel von Pferden saß und an Schleppjagden teilnahm.

Seit neun Jahren jagt Felkel nur noch dem Handball hinterher - fast ohne Pause. Nach ihren Knieoperationen brauchte sie jeweils nur sieben Monate, um wieder aktiv auf dem Feld zu stehen. Für den ATSV ist sie schon jetzt ein Gewinn, zumal ihr Ehrgeiz ansteckend wirkt. Mit ihren neun Toren gegen den MTV Altlandsberg schloss Felkel (46 Tore) in der internen Torschützenliste fast zu Schöning (47) auf. Da sie davon 43-mal aus dem Feld traf, ist sie auf dem besten Weg, auch in punkto Torgefährlichkeit die Erwartungen ihres Coaches zu erfüllen.