Handball: Ahrensburger TSV bezwingt den TSV Rudow mit 25:24. Im Abstiegskampf der Regionalliga Nordost ist der ATSV trotzdem praktisch chancenlos.

Ahrensburg. Es war wahrscheinlich nur ein Sieg für die Statistik, denn trotz des 25:24 (7:14) gegen den TSV Rudow können die Handball-Männer des Ahrensburger TSV den Verbleib in der Regionalliga Nordost nur noch theoretisch realisieren. Für die Zukunft der Mannschaft könnte der Erfolg dennoch bahnbrechend gewesen sein, hatte das Team doch 20 Minuten vor Schluß beim Stand von 9:19 schon geschlagen am Boden gelegen.

Gästetrainer Harald Koch war dann auch konsterniert, daß seine Jungs diesen klaren Vorsprung noch aus der Hand gegeben hatten, obwohl sie die meiste Zeit mit mindestens einem Mann mehr auf dem Feld standen. Das schwache Schiedsrichtergespann Stefan Ehrig/Michael Wall (Wahlstedt/Bebensee) verhängte elf Zwei-Minuten-Strafen und eine Rote Karte gegen den ATSV, wobei zehn Dezimierungen in der zweiten Halbzeit erfolgten. Die Berliner erhielten sechs Zeitstrafen.

ATSV-Trainer Jens Lüdtke, der seine Mannschaft in der Halbzeitpause noch aufzubauen versuchte und im Angriff mehr Geduld beim Herausspielen der Torchancen einforderte, hatte die Partie schon abgehakt, als Rudow wenig später auf 19:9 davongezogen war. Statt noch einmal taktisch einzugreifen und eine Auszeit zu nehmen, steckte er die grüne Karte wieder weg. "Ich hatte alle Register gezogen und glaubte nicht mehr an die Wende", gestand der Coach.

Plötzlich jedoch erwachte im ATSV-Team der Kampfgeist. Angetrieben von Linksaußen Thiago Santos, der kurz zuvor nach der Abwehrumstellung vom 6:0- auf das 5:1-System in der Deckung die vorgezogene Position übernommen hatte und im Angriff immer häufiger von linksaußen in den Rückraum wechselte, erzeugten die Ahrensburger mehr Druck, weil sich nun auch Santos' Nebenleute besser bewegten. Innerhalb von vier Minuten verkürzte der ATSV den Rückstand auf 13:19, wobei allein Patrick Ranzenberger dreimal traf.

Doch für den quirligen Rechtsaußen war die Partie wenig später beendet. Eben noch hatte er einen Siebenmeter verwandelt und wollte den Gegenzug der Berliner stören, stieß dabei aber einen enteilten Rudower ungeschickt von hinten und wurde für diesen Blackout zurecht disqualifiziert.

Wer gedacht hatte, die Gäste würden nun die endgültige Entscheidung herbeiführen, sah sich getäuscht. Obwohl mehrfach in Überzahl, verloren sie ihre Linie. Großen Anteil daran hatte ATSV-Torwart Steffen Reider, der sich nach dem 13:20 sieben Minuten lang nicht mehr überwinden ließ.

Diese Chance ergriffen seine Kameraden, ließen nun selbst in Unterzahl kaum noch eine Tempogegenstoß-Chance mehr aus. Hinzu kam, daß der ATSV im Spielaufbau seine abwartende Haltung aufgab. Neben Christoph Palder ergriffen Philipp Ruge und Andre Peter die Initiative und warfen wichtige Tore.

Nach drei überfallartigen Konterattacken von Santos zum 20:20 konnte es die Mannschaft auch nicht mehr erschüttern, daß Robert Delinac und Said Evora nach der dritten Zeitstrafe zu Ranzenberger auf die Tribüne mußten. Als Ruge (23:22), Santos (24:23) und Marc Feldtmann (25:24) jeweils die Ahrensburger Führung gelang, war der Trommellärm der Gästefans verstummt. Die letzten beiden Rudower Würfe blieben im ATSV-Block hängen, womit die Aufholjagd belohnt war.

"Jetzt muß jeder Spieler gesehen haben, was möglich ist und wie sehr es auf jeden einzelnen ankommt", sagte Lüdtke. "So macht mir auch der Trainerjob Spaß." Als Zusage, den ATSV auch in der Oberliga zu betreuen, wollte er diese Aussage jedoch nicht interpretiert wissen.

Spielverlauf: 0:1, 4:5, 4:8, 5:10, 7:12, 7:14 - 8:14, 9:15, 9:19, 13:19, 13:20, 20:20, 20:21, 21:22, 23:22, 25:24

Die Tore für den Ahrensburger TSV warfen: Thiago Santos (7/1), Said Evora (5), Christoph Palder (4), Patrick Ranzenberger (4/1), Philipp Ruge, Marc Feldtmann (je 2), Andre Peter (1).