Handball: Ahrensburger TSV erwartet Sonnabend den TSV Rudow. Vergangene Woche in Neubrandenburg fehlte Thiago Santos - diesmal soll er die ATSV-Männer zum Sieg werfen.

Ahrensburg. Wenn die Handball-Männer des Ahrensburger TSV an diesem Sonnabend (17 Uhr, Heimgartenhalle) auf den TSV Rudow treffen, ruht ein Großteil der Hoffnungen, sich mit einem Sieg im zweiten Heimspiel der Regionalliga-Abstiegsrunde noch die letzte vage Chance auf den Klassenverbleib zu erhalten, auf den Schultern von Thiago Santos. Der 22jährige warf in 17 Spielen für den ATSV zwar erst 67 Tore, 44 davon erzielte er aber in den letzten fünf Partien und gehört deshalb zu den absoluten Leistungsträgern.

Wie wichtig der in Sao Paulo geborene Brasilianer mit dem deutschen Paß inzwischen für Trainer Jens Lüdtke und den ATSV geworden ist, zeigten die vergangenen Auswärtsspiele: In Ludwigsfelde wurde er nach einem Siebenmeterwurf früh disqualifiziert (Rote Karte), weil er den gegnerischen Torwart am Kopf getroffen hatte, in Neubrandenburg fehlte der 1,77 Meter große, aber nur 70 Kilogramm schwere Wirbelwind wegen einer Grippe - beide Spiele gingen verloren.

Santos zog mit seinem deutschen Vater schon im Alter von zwei Jahren nach Deutschland. Das Handballspielen erlernte er beim Norderstedter SV, dem er dann 14 Jahre lang die Treue hielt. "Wären wir vergangene Saison nicht aus der Oberliga Hamburg abgestiegen, wäre ich wohl auch dort geblieben", erklärte Santos.

Seinen Wechsel zum ATSV bereut der Kaltenkirchener jedoch nicht. Da er bei Hela in Ahrensburg eine Ausbildung zum Bürokaufmann absolviert, hat er es nicht weit zum Training. "Zudem verstehe ich mich mit meinen Mannschaftskameraden super. Deshalb würde ich auch im Fall des Abstiegs gerne bleiben." Wer Santos einmal beim Handball gesehen hat, mag kaum glauben, daß der 22jährige im Grunde ein eher zurückhaltender Mensch ist. Nur beim Sport, Tanzen und Musikmachen zeigt er seine extrovertierte Seite und entspricht dann dem südamerikanischen Lebensgefühl. "Dann fühle ich mich sicher und kann Grenzen überschreiten", sagt Santos.

In seiner Freizeit spielt der wendige Linksaußen, dessen Schnelligkeit ihm auch als Spielmacher, bei Tempogegenstößen und in der offensiven Abwehrarbeit zugute kommen, in der Band "Double K". Zum Quintett, das vorzugsweise Rapmusik macht, gehört auch seine afrikanische Freundin Mara, die ihn auch zu Auswärtsspielen begleitet.

"Wenn sie nicht immer dabei wäre, würden wir uns kaum sehen", sagt Santos auf seinen dicht gefüllten Terminkalender anspielend. Weil er den Handball wie die Musik liebt und lebt und stets hundertprozentigen Einsatz bringt, sind mindestens fünf Wochentage für den Sport reserviert. "Ich gebe auf dem Feld immer alles und fordere das auch von meinen Mitspielern. Aber ich hätte nicht gedacht, daß mit der Regionalliga so viel Aufwand verbunden sein würde", gesteht er.

Insofern ist er froh, sich nach anfänglichen Eingewöhnungsproblemen und einer vierwöchigen Verletzungspause in der Mannschaft etabliert zu haben.