Handball-Regionalliga: 21:21 bei Schlusslicht TSV Hürup. Auch der kurzfristig verpflichtete einstige Erstligaspieler Holger Menke kann den Ahrensburgern nicht zum Sieg verhelfen.

Ahrensburg. Die Regionalliga-Handballer des Ahrensburger TSV haben ihre Ausgangsposition für die Abstiegrunde, die Mitte Februar 2006 beginnen wird, nur unwesentlich verbessert. Mit dem 21:21 (12:13) beim Staffelletzten TSV Hürup verbuchten die Stormarner zwar den siebten Pluspunkt in der Vorrundengruppe A, da sie aber im direkten Vergleich mit den wahrscheinlichen Gegnern im Kampf um den Klassenverbleib nur noch einen Erfolg gegen die SG BraHU vorweisen können, Hürup aber schon zweimal gewann, wird die Luft für das Team von Trainer Jens Lüdtke dünner.

Das Remis bewertete der Coach dennoch als Punktgewinn: "Wenn man bedenkt, daß unsere etatmäßigen Rückraumschützen nahezu Ausfälle waren, vom Kreis kaum Gefahr ausging und wir uns eine Vielzahl technischer Fehler geleistet haben, war gegen diesen lauf- und kampfstarken Gegner nicht mehr zu erreichen."

Dabei hatte er seine Mannschaft optimal eingestellt. Da Lüdtke mit einer offensiven Abwehr gegen Rückraummann Christoph Palder rechnete, entwickelte er im Training Gegenmaßnahmen. Doch die wurden im Spiel nicht umgesetzt. Lüdtkes Unmut bekam als erster Philipp Ruge zu spüren, der die Position des Spielgestalters schon nach zehn Minuten räumen mußte und auch nicht wieder eingewechselt wurde.

Für ihn kam Robert Delinac, dessen überhastete und ungenaue Würfe den Trainer aber noch in der ertsen Halbzeit zu einer neuen Variante zwangen. So brachte Lüdtke Neuzugang Holger Menke auch im Angriff. Der 33 Jahre alte Kieler, der einst mit dem THW deutscher Meister wurde, später noch bei TUSEM Essen in der Bundesliga spielte und zuletzt in der Oberliga Schleswig-Holstein beim SV Mönkeberg aushalf, soll die Ahrensburger Abwehr stabilisieren, die nach dem Ausfall von Said Evora auf der Halbposition auch im Zentrum Schwächen offenbarte.

"Im Prinzip haben wir ihn für das Spiel in Hürup und die Abstiegsrunde verpflichtet", so Manager Gerd Wollesen, der Menke sogar in Kiel besuchte und ihm die Aufgabe schmackhaft machte. "Über weitere Spiele im Januar müssen wir noch reden." Lüdtke, der den Kontakt zu Menke geknüpft hatte, den er aus gemeinsamen Kieler tagen kennt, würde es gern sehen, wenn sich der Routinier nicht nur bei einigen Trainingstagen sondern auch im Punktspiel mit seinen Nebenleuten einspielt, bevor es in der Abstiegsrunde richtig ernst wird. "Daß er uns helfen kann, hat er schon diesmal bewiesen", so der Trainer. "Ohne ihn im Deckungszentrum wären wir untergegangen."

Menkes Vorstellung als Ballverteiler war zweischneidig. Einerseits sorgte er für einen ruhigen Spielaufbau und versuchte die Kreisläufer Sebastian Witt und Andre Peter einzusetzen. Andererseits wurde der Spielfluß durch den Tempoverlust gehemmt. Letzteres nahm Lüdtke jedoch in Kauf, und er schien damit richtig zu liegen. Als die Gastgeber nach 40 Minuten in ein konditionelles Tief gerieten, gelangen den Ahrensburgern fünf Tore in Folge zur 18:16-Führung. Menkes individuelle Defensiv-stärke und Integrationskraft im Deckungsverband hätten diese Wende aber nicht allein bewirken können. Ihm zur Seite standen der starke Torwart Steffen Reider und der überragende Thiago Santos. Der kleine Brasilianer neutralisierte den gegnerischen Linksaußen bis auf eine Ausnahme, imponierte im Angriff als Rechtsaußen, im Rückraum und als nervenstarker Siebenmeterschütze. In der besten ATSV-Phase warf Santos drei seiner acht Tore zum 14:16, 15:16 und zum 17:16. Und dank Santos überstanden die Gäste auch prekäre Unterzahlsituationen, weil er mit seiner Schnelligkeit und Gewandtheit mehrfach Freiwürfe herausholte.

Schwache Aktionen von Peter, Witt, Delinac und Jens Leichnitz sowie zwei Gewaltwürfe Menkes, die ihr Ziel knapp verfehlten, ließen die Hüruper wieder zu Atem kommen und verhalfen dem Gegner zum 19:18. Trotz erneuter Dezimierung nach Zeitstrafen für Leichnitz und den sich im Zweikampf wiederholt äußerst ungeschickt verhaltenden Delinac hatten die Ahrensburger beim 21:20 zwar abermals einen Vorteil, weil Reider einen Siebenmeter abwehrte und Santos traf. Anderthalb Minuten vor Schluß stand es jedoch 21:21, und die Hüruper hatten Ballbesitz. "Deshalb bin ich letztlich zufrieden", sagte Lüdtke, "obwohl mich nur die kämpferische Einstellung der Mannschaft sowie Thiago und Steffen überzeugt haben."

Die nächste Partie steht erst am 14. Januar bei der SG Flensburg/Handewitt II (Hinspiel 23:25) auf dem Programm.

Spielverlauf: 0:1, 3:3, 5:3, 6:4, 6:6, 7:6, 9:7, 12:10, 12:13 - 12:15, 13:16, 18:16, 18:19, 21:20, 21:21

Die Tore für den Ahrensburger TSV erzielten: Thiago Santos (8/4), Jens Leichnitz (4), Robert Delinac, Holger Menke, Mathias Behncke (je 2), Markus Fraikin, Philipp Ruge und Christoph Palder (je 1).