Regionalliga: Ahrensburger TSV verliert auch Kellerduell

Ahrensburg. Kaum jemand hatte es vorher wirklich für möglich gehalten, und auch nach dem Schlußpfiff konnte es niemand so recht fassen. Selbst manch Spieler des TSV Hürup warf während des Jubels mit den 15 mitgereisten Fans noch einen verstohlenen Blick auf die Anzeigetafel, um sich zu vergewissern, während die Handball-Männer des Ahrensburger TSV das Feld nach dem 25:27 (14:12) im Kellerduell der Regionalliga Nordost längst geräumt hatten und in ihre Kabine geflüchtet waren.

Angesichts der fünften Pleite im fünften Saisonspiel sind die Chancen der Stormarner, den direkten Wiederabstieg in die Oberliga zu vermeiden, rapide gesunken. "Es nützt ja nichts, wenn wir uns jetzt einbuddeln. Der Kampf und die Einstellung stimmten. Darauf müssen wir aufbauen", sagte Trainer Jens Lüdtke, dessen Heimpremiere zehn Tage nach der Amtsübernahme in der Katastrophe endete.

Der ehemalige Bundesliga- und Nationalspieler beließ es aber nicht bei Durchhalteparolen, sondern nahm die Mannschaft in die Pflicht. "Man muß sich im Training alles hart erarbeiten", sagte er und setzte für den kommenden Sonnabend eine zusätzliche Einheit an. "Ich glaube kaum, daß wir uns mit 0:10 Punkten ein freies Wochenende erlauben können", so Lüdtke. Das nächste Punktspiel gegen die SG Flensburg/Handewitt II ist erst für den 22. Oktober angesetzt.

Doch wie sollen die Ahrensburger überhaupt eine Partie gewinnen, wenn sie nicht einmal zu Hause den TSV Hürup schlagen? "In normaler Verfassung sind die recht einfach zu packen", urteilte Lüdtke über den Gegner, "aber meine Mannschaft, das hat man in der Anfangsphase sehr deutlich gesehen, ist mit dem Druck nicht zurechtgekommen, unbedingt siegen zu müssen." In den kommenden Begegnungen sei die Ausgangslage einfacher: "Wir haben jetzt absolut nichts mehr zu verlieren", so Lüdtke. "Zielsetzung kann nicht mehr sein, das nächste Spiel zu gewinnen, sondern nur, sich so teuer wie möglich zu verkaufen."

Nicht einmal Letzteres mochte im Duell mit Hürup so recht gelingen, hatten die Gastgeber doch alle Chancen, ihre ersten Punkte zu sammeln. Mit 12:8 führten sie bereits in der 23. Minute, hielten ihren Vorsprung bis zum 16:12 (34. Minute). "Dann hat der Gegner die Partie auch dank der sich häufenden Zeitstrafen gegen uns gedreht", sagte Lüdtke, der den Schiedsrichtern Lutz Schween/Marco Schulz (Lychen/Pelsin) kein gutes Zeugnis ausstellte: "In einigen Situationen haben wir uns eindeutig benachteiligt gefühlt."

Ausschlaggebend war aber die enttäuschende Leistung beinahe der gesamten Mannschaft, angefangen bei den Torhütern Torsten Wild (bis zur 20. Minute) und Christoph Nisius, deren Paraden an einer Hand abzuzählen waren, über die Deckung, der es am nötigen Biß zu fehlen schien, bis hin zum Angriffsspiel, das sogar schlechter funktionierte als zuletzt in Kropp. "Wir waren nicht kreativ genug, um die Räume in der offensiven Hüruper Deckung zu nutzen", kritisierte Lüdtke.

Bezeichnend auch, daß Markus Fraikin die letzte Chance, doch noch einen Punkt zu erobern, 30 Sekunden vor Schluß per Siebenmeter vergab - zuvor waren bereits Patrick Ranzenberger und Robert Delinac mit den anderen beiden Strafwürfen des ATSV gescheitert. Said Evora sah anschließend nach einem Frustfoul die Rote Karte.

Lüdtke kritisierte indirekt auch seinen Vorgänger Jörg Schröder: "Vom Kader her ist es sicher möglich und man muß es sogar fordern, in der Regionalliga zu bleiben. Aber lauter gute Einzelspieler reichen halt nicht. Dafür erfordert es mehr Aufwand, vom Beginn der Vorbereitung an, die Mannschaft einzuspielen." Für den Abstiegskampf werde jetzt mitentscheidend sein, ob und wie schnell ein funktionierendes Team zusammenwachse.

Spielverlauf: 0:1, 3:3, 7:6, 12:8 (23. Minute), 14:12 - 16:12 (34.), 16:18 (42.), 23:23 (52.), 23:26 (56.), 25:27

Die Tore des Ahrensburger TSV warfen: Robert Delinac (6), Jens Leichnitz (5), Patrick Ranzenberger (4), Andre Peter (3), Markus Fraikin, Mathias Behncke, Philipp Ruge (je 2) und Sebastian Witt (je 1).