Handball: Siegchance beim 26:31 gegen Rostock leichtfertig.

Ahrensburg. Handballtrainer Tilo Labs muß sich langsam vorkommen wie ein Prediger in der Wüste, dessen Botschaften unerhört bleiben. Obwohl er auch vor dem Heimspiel gegen den SV Pädagogik Rostock auf die Frauenmannschaft des Ahrensburger TSV einwirkte, vor allem in den Minuten vor der Pause die Konzentration zu bewahren, gab das Team in dieser Phase erneut gute Chancen aus der Hand, zum dritten Saisonsieg in der Regionalliga Nordost zu kommen. 26:31 (11:11) hieß es am Ende der Partie. "Dabei wäre es leicht möglich gewesen, zu gewinnen", sagte Labs.

25 Minuten lang hatte der Coach viel Spaß an dem Spiel seiner Mannscahft. Die 5:1-Deckung mit der vorgezogenen Carolin Fischer stand sicher, Torhüterin Tatjana Cornehl zeigte sich von ihrer besseren Seite und vorn fielen Tore von allen Positionen. Auch als die Rostockerinnen einen Drei-Tore-Rückstand zum 7:7 egalisierten, blieben die Blau-roten ihrer spielerischen Linie treu und zogen wieder auf 11:8 davon. Statt jedoch aus diesem Zwischenstand Selbstbewußtsein zu ziehen und den Vorsprung in die Pause zu retten, machte sich plötzlich Unsicherheit breit. Nach Paß- und Fangfehlern kamen die schnellen Gäste über Tempogegenstöße noch zum 11:11.

"Da fällt die Klappe und es klappt nichts mehr", schilderte Labs den kollektiven Blackout, der sein Team schon mehrfach aus der Bahn geworfen hatte. Und so lief es auch diesmal: Mit drei weiteren Toren zum 11:14, zwei davon erzielt in personeller Überzahl, schafften die Rostockerinnen die Vorentscheidung.

Symptomatisch war, daß die Stormarnerinnen in dieser Phase ihren zweiten Siebenmeter vergaben. "Wenn man gegen eine nur 1,60 Meter kleine Torhüterin statt wie gewohnt hoch plötzlich flach wirft, verstehe ich das nicht mehr", kritisierte Labs das Verhalten seiner Schützlinge beim Strafwurf.

Die Hauptgründe für die Niederlage sah der Schweriner jedoch in anderen Komponenten. "Uns fehlt eine Rückraumspielerin, die auch mal einfache Tore nach dem Ankreuzen oder nach einem großen Bogen von der Außenposition einlaufend macht", sagte Labs. "Wir haben zwar Auftakthandlungen für solche Aktionen, die Spielmacherin Julia Kögel auch ansagt. Nur hat dann niemand das Zutrauen, aus der Distanz abzuschließen."

Das zweite zentrale ATSV-Problem waren die Ballverluste im Angriff, die Rostock gnadenlos bestrafte. Da zudem Cornehl im Tor nachließ und eigene Konter nur über Silke Schöning zum Erfolg führten, waren die Ahrensburger Chancen, die Partie noch einmal zu drehen, limitiert.

So wie sich Labs über die Steigerung von Lena Radlof freute, die endlich wieder einmal ihre Fähigkeit zum Kreisdurchbruch zeigte, so enttäuscht war er von Bettina Winterberg, die nur zu einem Treffer kam. "Unterm Strich leisten wir uns immer wieder zu viele Schwächen", sagte Labs, der jedoch für die Zukunft optimistisch bleibt. Er hofft auf das nächste Spiel am kommenden Sonnabend bei der HSG Kropp/Tetenhusen und denkt darüber hinaus bereits an die bevorstehende Saison in der Hamburger Oberliga. "Wir werden uns qualitativ gut verstärken", kündigte Labs an.

Spielverlauf: 3:0, 4:1, 7:7, 9:8, 11:8, 11:11 - 11:14, 15:17, 15:20, 18:22, 20:23, 26:31.

Die Tore des Ahrensburger TSV erzielten: Silke Schöning (6/3), Julia Kögel, Kim Schmidhuber (je 4), Imke Stoetzer (3), Lena Radlof (3/1), Simona Stahl (2), Marion Nommensen, Julia Carl, Carolin Fischer, Bettina Winterberg (je 1).