Ahrensburg fehlt der Siegeswille

 Simona Stahl vom Ahrensburger TSV findet zwischen Sabrina Kühl (l.) und Mareike Schulz (Beide SG Altona) die Lücke  Foto: Henrik Bagdassarian
Simona Stahl vom Ahrensburger TSV findet zwischen Sabrina Kühl (l.) und Mareike Schulz (Beide SG Altona) die Lücke Foto: Henrik Bagdassarian

Handballfrauen verabschieden sich nach unerwartet hohen 16:28 (8:11)-Niederlage gegen SG Altona in die Winterpause. Trainer Jens Carlson kritisiert mangelne Einstellung seiner Mannschaft.

Von Henrik Bagdassarian

Ahrensburg. Längst hatte das Schiedsrichtergespann Michael Dahm/Manfred Bülow die Handballbegegnung Ahrensburger TSV gegen SG Altona abgepfiffen, als Jens Carlson mit verschränkten Armen weiterhin an der Seitenlinie der Sporthalle des Schulzentrums am Heimgarten verharrte.

Der Trainer der Stormarnerinnen war bedient. Zu keinem Zeitpunkt hatte seine Mannschaft gegen den Tabellenvorletzten der Hamburg-Liga ihr spielerisches Potenzial abrufen können und sich deshalb mit einer unerwartet hohen 16:28 (8:11)-Niederlage in die Winterpause verabschiedet.

"Meine Spielerinnen haben ohne jegliches Selbstvertrauen agiert. Es mangelte an Entschlossenheit und am unbedingten Willen zum Erfolg", sagte Carlson, dessen Team seine Qualitäten in den vorangegangenen Ligapartien sowie im Landespokal mit vier Siegen hintereinander eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte. Den Vorwurf, den Gegner unterschätzt zu haben, lässt Carlson so nicht stehen: "Uns war bewusst, dass die Hamburgerinnen stärker als ihr derzeitiger Tabellenrang sind", sagte Ahrensburgs Coach, dessen Mannschaft nach der fünften Saisonpleite auf den siebten Tabellenrang rutschte. Ein unverhoffter Lobgesang auf sein Handballfrauen stimmte Carlson doch noch versöhnlich: "Ich habe selten eine Mannschaft gepfiffen, die sich ? obwohl bei ihr kaum etwas zusammenlief ? so fair verhalten und die Fehler nur in den eigenen Reihen gesucht hat", sagte der Unparteiische Bülow aus Lübeck. "Kein Gemecker, keine Beschwerden ? das erlebt man heutzutage nicht allzu häufig." Carlson wusste das Lob der Schiedsrichter-Koryphäe zu wertschätzen: Bülow galt auf dem Höhepunkt seiner Karriere mit seinem damaligen Partner Wilfried Lübker als bestes Schiedsrichter-Gespann der Welt. Er hat 1999 in Kairo (Ägypten) das Weltmeisterschaftsfinale der Männer zwischen Schweden und Russland (25:24) geleitet. Selbst 35.000 frenetische Zuschauer hatten ihn nicht davon abhalten können, dem von der Internationalen Handball Federation (IHF) zum Welthandballer des Jahrhunderts gewählten Magnus Wislander die Rote Karte zu zeigen.

Zwei Jahre zuvor hatte Bülow das WM-Finale der Frauen in der Berliner Max-Schmeling-Halle zwischen Dänemark und Norwegen (33:20) gepfiffen. So konnten sich Ahrensburgs Handballerinnen letztendlich ? trotz der Niederlage ? über die Anerkennung des ehemaligen Weltklasse-Schiedsrichters, der seiner Leidenschaft Handball sogar noch in der Hamburg-Liga nachgeht, glücklich schätzen. Das trifft auch auf Neuzugang Svenja Östreich zu, die Mitte der Hinrunde von der SHG Rosengarten-Buchholz zum ATSV kam ? und den Wechsel nicht bereut hat: "Ich hatte Bedenken, ob ich von der Spielstärke her zur Mannschaft passe", sagte die 25Jahre alte Hamburgerin. "Doch das Team Team hat mich super aufgenommen und ich fühle mich in Ahrensburg sauwohl." Der Kontakt kam durch ihre ehemalige und jetzige Mannschaftskollegin Maren Eckert zustande. Die 31Jahre alte Rückraumspielerin wechselte zu Beginn der vergangenen Saison von der in Niedersachsen ansässigen Spielgemeinschaft nach Stormarn. "Maren riet mir, zum ATSV zu wechseln. Ich habe ich nicht lange überlegt und zugesagt ? und das nicht nur wegen der wesentlich kürzeren Fahrtstrecke", sagte die im Hamburger Stadtteil Bramfeld wohnende Östreich.

Eckert, die vor knapp zweieinhalb Jahren in Rosengarten noch das Tor hütete und anschließend auf die Position im Rückraum wechselte, war in der Partie gegen die SG Altona beste Werferin mit vier Treffern. Trotzdem bleibt sie selbstkritisch. Eckert: "Wenn wir gegen eine kompakt stehende Deckung aus dem Rückraum nicht treffen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir als Verlierer vom Platz gehen."

Die weiteren Tore für den Ahrensburger TSV erzielten: Silke Vester, Kirsten Mertgen, Katrin Niemeier, Antje Mosche, Simona Stahl (je2), Kirsten Hupfeld, Svenja Östreich (je1).

 

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