Oberliga-Abstieg auch bei Klassenerhalt
Henrik BagdassarianDie Handballfrauen des Ahrensburger TSV werden kommende Saison freiwillig in der Hamburg-Liga spielen. Verein plant dort einen Neuaufbau
Ahrensburg. Der Vorstand der Handballabteilung des Ahrensburger TSV hatte eine grundsätzliche Entscheidung zu treffen, sie fiel nicht leicht, aber für die Offiziellen gab es keine Alternative. Nach Saisonende wird die erste Frauenmannschaft aufgelöst, ein neues Team für den Spielbetrieb der Handball-Oberliga in der kommenden Saison nicht mehr gemeldet werden. "Uns wurde in Gesprächen mit der Mannschaft signalisiert, dass mehrere Spielerinnen aus familiären oder beruflichen Gründen nicht mehr weiter spielen wollen, andere eine neue Herausforderung suchen", sagt Abteilungsleiter Lars Kiesbye.
Kurzfristige Überlegungen, eine komplett neue Mannschaft um die verbleibenden Spielerinnen Lena David, Lisa Schier und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Mayra Erdbrügger mit leistungsstarken Handballerinnen aus dem Hamburger Umland aufzubauen, wurden schnell wieder verworfen. "Wir haben uns gegen so eine Legionärstruppe entschieden, wir werden mit einer neuen ersten Mannschaft in der Hamburg-Liga weitermachen und dort langsam etwas aufbauen", sagt Kiesbye.
Daher war es auch eine Charakterfrage, wie sich die Mannschaft beim vorletzten Heimspiel gegen den TSV Jörl den Zuschauern präsentieren würde. Um es vorweg zu nehmen: Die Spielerinnen ließen keinerlei Zweifel an ihrer Loyalität aufkommen, behielten gegen den Tabellenvierten in einem temporeichen Spiel die Oberhand und gewannen unerwartet deutlich mit 28:21 (14:10). "Endlich haben wir als Mannschaft wieder richtig gut gespielt", sagt Janicke Bielfeldt, die nach Saisonende in die Dritte Liga zum SV Henstedt-Ulzburg wechseln wird. Bereits nach 20 Minuten lagen die Ahrensburgerinnen mit neun Toren vorn. Bis zum Halbzeitpfiff gelang ihnen zwar nicht mehr viel und der Vorsprung schmolz bis auf vier Treffer zusammen. Dass zwei Siebenmeter in der ersten Hälfte nicht verwandelt wurden, fand die emotional stark engagierte Trainerin Kathrin Herzberg alles andere als lustig: "Wenn ich als Schützin nicht vorgesehen bin, mir dann aber den Ball greife, muss der auch sicher sitzen", sagte sie mit einem kleiner Seitenhieb auf Janicke Bielfeldt, die deutlich am Tor vorbei warf. Auch Lena David war erstaunt über die schlechte Chancenverwertung: "Schon krass, was wir an Tormöglichkeiten ausgelassen haben. Eigentlich hätten wir das Spiel noch deutlicher gewinnen müssen."
In der Halbzeitpause versuchte Herzberg, den Druck weiter von der Mannschaft zu nehmen. Sie forderte ihre Spielerinnen auf, die Partie eher als Vorbereitung für das Endspiel im Hamburger Pokalwettbewerb gegen den TSV Ellerbek am 1. Mai zu sehen. Diese Ansprache erreicht die Spielerinnen, sie gingen locker und gelöst zurück in den zweiten Abschnitt und spielten weiter groß auf. Auch wenn der Gegner den Rückstand zwischenzeitlich bis auf ein Tor verkürzte, kam doch zu keinem Zeitpunkt das Gefühl auf, die Partie könnte noch kippen.
Obwohl das Team keine Zukunft hat, soll sportlich unbedingt der Klassenerhalt geschafft werden. Momentan sieht es nach drei Absteigern aus. Und die Ahrensburgerinnen liegen mit vier Punkten Vorsprung vor der drittletzten HSG Fockbek/Nübbel auf dem rettenden elften Platz. "Selbst wenn wir in den letzten beiden Spielen nichts mehr holen sollten, müssten wir gegen Fockbek mit mindestens zehn Toren Unterschied verlieren. Schließlich zählt bei Punktgleichheit der direkte Vergleich und wir haben das Hinspiel mit 32:22 gewonnen", sagte Herzberg.
Saisonhöhepunkt ist aber selbstverständlich das Pokalfinale am kommenden Dienstag (16 Uhr, Langenfort) gegen den TSV Ellerbek, gegen den es in den Punktspielen zwar zwei deutliche Niederlagen gab. "Aber der Pokal hat ja bekanntlich seine eigenen Gesetze", sagt die Trainerin.
Bis auf Lena David steht der komplette Kader zur Verfügung. Herzberg will zudem auf eine routinierte Spielerin setzen: "Wahrscheinlich wird Bianca Schuster noch einmal mit dabei sein, mit ihrer Erfahrung kann sie für uns sehr wertvoll sein." Eine kleine Brisanz am Rande, Herzberg wird kommende Saison zum TSV Ellerbek wechseln und dort die zweite Männermannschaft übernehmen.
Die Tore für den Ahrensburger TSV erzielten: Janicke Bielfeldt (6), Kim Schmidthuber (5), Nadine Grundwald (4), Lena David, Ilka Bernhardt (je 3), Mayra Erdbrügger, Carolin Fischer, Jessica Fraatz (je 2), Melanie Schlüter (1)