"Ich schmeiße nicht hin"
Timo HölscherInterview mit Ahrensburgs Handball-Oberligatrainerin Kathrin Herzberg zur sportlichen Misere
Ahrensburg. Die Handball-Frauen des Ahrensburger TSV stecken aktuell im Dauertief. Der Oberliga-Vizemeister der vergangenen Saison gewann erst eins von acht Spielen, verlor zuletzt dreimal in Folge zu Hause und ist Tabellenschlusslicht. Lars Kiesbye stärkt dennoch Trainerin Kathrin Herzberg den Rücken. "Sie erreicht weiterhin die Mannschaft. Ich vertraue ihr", sagte der Abteilungsleiter. Die 42-Jährige kam im Sommer 2010 nach Stormarn und trainierte zuvor die Frauen des Bramfelder SV.
Hamburger Abendblatt:
Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für die aktuelle sportliche Talfahrt Ihrer Mannschaft?
Kathrin Herzberg:
Es fing an mit einer zerfledderten Vorbereitung, in der viele Spielerinnen fehlten oder erst spät zum Team stießen. Die Abgänge von Bianca Schuster und Ilka Bernhardt konnten wir nicht kompensieren. Grundsätzlich ist die Mannschaft aber nicht so schlecht, wie sie gerade dasteht.
Abteilungsleiter Lars Kiesbye spricht von "verunsicherten Spielerinnen" Ihrer Mannschaft. Setzen sich die Akteurinnen vielleicht zu sehr unter Druck?
Herzberg:
Nein, ich glaube, dass meine Spielerinnen unterschiedliche Prioritäten haben. Die eine oder andere nimmt Negativerlebnisse beim Handball nicht mit nach Hause. Für sie gibt es Schlimmeres. Sehr positiv fand ich dagegen, dass Kim Schmidhuber beim Spiel gegen Lauenburg mit der richtigen Einstellung eingewechselt wurde. Sie wollte etwas bewegen, hatte die nötige, aggressive Haltung.
Sie unternehmen auch privat schon mal etwas zusammen mit Ihrer Mannschaft. Haben Sie den Eindruck, dass Sie von allen Spielerinnen als Autorität akzeptiert werden?
Herzberg:
Ich gehöre der Trainersorte an, die nah an der Mannschaft ist. Damit bin ich seit Jahren gut gefahren. Ich bin sicher ein lockerer Typ, aber auch bei uns gibt es klare Regeln. Letztlich kann ich aber nur Anstöße geben, von der Seitenlinie aus nur bedingt Einfluss nehmen. Die Motivation muss auch von den Spielerinnen selbst kommen.
Welche Möglichkeiten sehen Sie, etwas zu verändern?
Herzberg:
Ich habe schon einiges verändert. Seit fünf Wochen leitet Fitnesscoach Stefan Langhein donnerstags einen Teil der Trainingseinheit. Im Dienstagstraining lege ich jetzt mehr Wert auf Athletik. Ich glaube, es liegt auch nicht an fehlendem Handwerkszeug. Entscheidend ist, was im Kopf der Spielerinnen passiert.
Haben Sie vor der Saison die falschen Spielerinnen verpflichtet?
Herzberg:
Ich denke, wir haben gute Ergänzungen bekommen. Mayra Erdbrügger hat sich schnell und unglaublich gut integriert. Kim passt hervorragend in diese Mannschaft. Mit Alisa Thoß haben wir endlich eine Alternative am Kreis. Von Ariane Asmussen weiß ich, dass sie mehr kann, als sie momentan zeigt.
Jessica Fraatz gehört ab sofort Ihrem Team an. Gibt es noch weitere Bemühungen, Ihr Team zu verstärken?
Herzberg:
Die Auswahl ist leider nicht groß. Schon vor dieser Saison war es extrem schwierig, Neuzugänge zu bekommen. Ich hatte bestimmt mit 25 Spielerinnen gesprochen. Am liebsten würde ich eine Linkshänderin für den Rückraum holen, aber viele Möglichkeiten sehe ich da aktuell nicht, wo ich noch anfragen kann. Sehr bitter ist, dass jetzt Alisa auch noch mit einem gebrochenen Mittelhandknochen wochenlang ausfallen wird.
Sollten noch weitere Niederlagen Ihrer Mannschaft in den nächsten Spielen folgen: Könnten Sie sich einen Rücktritt als Trainerin vorstellen?
Herzberg:
Nein, während einer Saison schmeiße ich nicht wegen Misserfolgs hin, das entspräche nicht meinem Naturell.
Am Sonntag trifft Ihre Mannschaft auf den Spitzenreiter HSG Kropp/Tetenhusen. Was ist Ihnen wichtig für dieses Spiel und für die folgenden Partien?
Herzberg:
Ein Gegner darf siegen, aber nur, weil er spielerisch besser ist und nicht, weil wir mehr Fehler machen. Die Wahrscheinlichkeit, gegen Kropp zu punkten, ist natürlich gering, aber ich erwarte, dass wir unsere Fehlerquote minimieren und bis zum Ende kämpfen. Wir haben jetzt noch fünf Spiele bis Jahresende. Mein Ziel ist es, sechs Punkte zu holen.