Der 38 Jahre alte ehemalige polnische Nationalspieler Roman Judycki ist die prominenteste Verstärkung.

Ahrensburg. Roman Judycki, der Mann mit dem Dreitagebart und dem entschlossenen Blick, spricht von seinen "Jungs", als wäre er immer schon dabei gewesen, abends, wenn die Handball-Männer des Ahrensburger TSV trainieren. Er hat sich gleich gut verstanden mit seinen neuen Kameraden und Schülern, von denen die meisten zu ihm aufschauen, dem 1,94-Meter-Hünen, der in der Bundesliga beim HSV Hamburg gespielt hat und in Polens Nationalteam. Mit 38 Jahren sucht der Rückraummann noch einmal eine neue sportliche Herausforderung als Spieler, seine Hauptaufgabe bei den Stormarnern aber sieht er als Assistent von Chefcoach Tilo Labs.

Kurz vor dem Oberliga-Saisonauftakt an diesem Sonntag (15 Uhr, Heimgartenhalle) gegen den SC Alstertal-Langenhorn hat Judycki sich für den ATSV entschieden, dort ist der bisherige Spielertrainer des VfL Bad Schwartau II der prominenteste von sechs externen Neuzugängen. Statt sich zu schmücken mit der Verpflichtung eines ehemaligen Profispielers, versucht der Verein ungewöhnlich bescheiden, in der Öffentlichkeit mit dem Transfer möglichst wenig Aufsehen zu erregen - ganz anders als zum Beispiel vor einem Jahr, als der inzwischen zum SV Henstedt-Ulzburg abgewanderte tunesische Nationalspieler Amen Gafsi feierlich präsentiert wurde.

Nach dem großen Umdenken im ATSV mag Judycki auf den ersten Blick so recht nicht in das Konzept passen, das Labs und die Abteilungsleitung ausgerufen haben und dessen Kern die Abkehr von teuren Legionären hin zu jungen Spielern aus der Region ist. Und doch scheint die Personalie Sinn zu machen: Judycki, in Bad Schwartau auch Jugendtrainer, soll die Talente des Klubs schulen. "Ich arbeite individuell vor allem mit unseren Linkshändern", sagt er, "so werden wir schnell einige Schwächen aus der Welt schaffen können."

Wie häufig der im Einzelhandel für ein Sportfachgeschäft tätige ATSV-Neuling selbst spielen wird, muss sich zeigen. "Lust auf Handball habe ich immer", sagt er, "deshalb werde ich die Jungs das eine oder andere Mal unterstützen." Und so sieht Labs zwar die Gefahr, der Klub könne sich in der Außenwirkung zu sehr auf Judycki reduzieren. Ihn reizt aber die Perspektive, neben dem in der Vorbereitung überragenden Christoph Palder einen weiteren Leitwolf in seiner nach dem verpassten Meistertitel völlig neu formierten Mannschaft zu haben.

Von den anderen Neuzugängen kommen mit Torwart Alexander Rath, Linksaußen Danny Farell und Kreisläufer Philipp Köhler drei ebenfalls vom VfL Bad Schwartau. Linkshänder Ingolf Gonschorek spielte zuletzt beim ATSV Stockelsdorf, Robin Hoth für den Landesliga-Absteiger SG Glinde/Reinbek. Mit ihnen verteidigten die Ahrensburger bei ihrer Generalprobe, einem Turnier in Lauenburg, den Titel aus dem Vorjahr, schlugen im Finale Ligakonkurrent HG Hamburg-Barmbek mit 17:14. Palder, in zwei Partien gar nicht eingesetzt, wurde Torschützenkönig.

"Wir müssen die gute Stimmung nutzen, um die aus den späten Spielerwechseln entstandenen Mängel in der Vorbereitung zu überdecken", sagt Labs. Er selbst wird sich daran gewöhnen müssen, während der Spiele einen emotionalen zweiten Mann an seiner Seite zu haben. Judycki: "Tilo ist ja eher der ruhige Typ. Ich bin mehr der Motivator."