Dem Unentschieden im Kellerduell folgen vier Heimspiele in Folge im Abstiegskampf der Regionalliga Nordost.

Ahrensburg. Kerstin Felkel streckte wie zum Beweis ihre rechte Hand aus, in der sie vor zwei Minuten die Verantwortung für die Zukunft des Ahrensburger TSV getragen hatte. "Ich zittere ja immer noch", sagte sie und musste erst einmal ihre Gedanken sortieren nach dem Handball-Krimi von Tarp, der selbst die Nerven der erfahrenen 31-Jährigen auf eine harte Zerreißprobe stellte. Vier Sekunden noch zu spielen, Siebenmeter für die Gäste, die letzte Aktion: Felkel traf zum 24:24 (11:12), ein Tor, das am Ende der Regionalligasaison entscheidende Bedeutung haben könnte.

"Es hing wahnsinnig viel von diesem einen Moment ab", sagte Felkel. "Ich war kurz davor, zu fragen, ob nicht jemand anders werfen will. Aber dann habe ich nur gedacht, dass ich jetzt bloß keinen Blödsinn machen darf." Am Spielfeldrand beobachtete Trainer Tilo Labs das Geschehen mit mehr Gelassenheit. "Ich hatte nicht den geringsten Zweifel, dass sie trifft", sagte er.

In die Jubelstimmung nach dem späten Wurf ins Glück mischte sich auf der Rückfahrt im von Labs gelenkten Kleinbus aber auch Ärger über die verpasste Chance. Selbst einer dieser seltenen Siege beim Angstgegner und direkten Konkurrenten HSG Tarp-Wanderup wäre möglich gewesen, in der 52. Minute sah es danach aus: 22:19-Führung für den ATSV, überraschend, nicht verdient, aber das hätte niemanden interessiert. Das Beispiel Alexandra Krone mag am deutlichsten zeigen, dass die Mannschaft dann Opfer ihrer Nervosität wurde: Dreimal kam die Außenspielerin mit Bundesligaerfahrung noch frei zum Wurf, jedes Mal trat sie in den Kreis.

"Es war mehr drin", sagte Felkel nach dem zerfahrenen Duell, "aber wir waren einfach zu aufgeregt. Andererseits zeigt das ja auch, dass jeder weiß, worum es geht, dass es niemandem egal ist." Für Einstellung gibt es jedoch keine Punkte, und so ist der rettende zehnte Tabellenplatz wieder einen Zähler weiter entfernt, weil der VfL Bad Schwartau beim Schlusslicht Frankfurter HC II gewann.

Der Druck steigt also in den "Heimspielwochen" aus vier aufeinanderfolgenden Auftritten in der Heimgartenhalle, beginnend mit der Partie gegen den VfV/ASC Spandau am kommenden Sonnabend. Es ist eine dieser Begegnungen, in denen sich Labs etwas ausrechnet, weil es für den Gegner um nichts mehr geht.

Eine weitere Steigerung aber muss her, um Klubs wie den Tabellenachten aus der Hauptstadt bezwingen zu können, das weiß auch der Coach. "Am Ende waren wir sicher die glücklichere Mannschaft", sagte er nach dem Remis von Tarp, den Hunger nach mehr stillte diese Erkenntnis nicht. "Heute freue ich mich, dass wir spät noch einen Punkt gewonnen haben", so Labs, "aber morgen werde ich mich über die vergebene Siegchance ärgern."


Die Tore des Ahrensburger TSV erzielten: Kerstin Felkel (8/5), Silke Thom (5), Simona Stahl, Kirsten Vester, Nadine Grunwald, Bianca Schuster, Alexandra Krone (je 2) und Natalina Münch (1).