Der Abstiegskandidat trifft jetzt auf zwei Mannschaften, die in der Tabelle noch weiter unten stehen.

Ahrensburg. Am Abend ging dann gar nichts mehr bei Kerstin Felkel, Ende einer Auswärtsfahrt mit Schmerzen. Die Wade macht von Woche zu Woche mehr Probleme, im Spiel hatte das schon jeder sehen können, an Sprungwürfe war nicht mehr zu denken gewesen bei der 31 Jahre alten Rückraumschützin. Nun kletterte sie mühevoll aus dem Bus, konnte nicht einmal mehr richtig auftreten. Sinnbild einer angeschlagenen Mannschaft, der die härtesten Wochen erst noch bevorstehen.

Aus dem Handballteam des Ahrensburger TSV ist ein Improvisationstheater geworden, das mitten in der Saison in der heißen Probenphase steckt. Dass (noch) nicht alles klappen kann, ist also normal, den Ärger über verpasste Chancen beim 27:35 (12:14) gegen den SV Fortuna Neubrandenburg minderte dieser Umstand freilich nicht. Es wäre mehr möglich gewesen in der Schulsporthalle an der Binsenwerder Straße, so wie es Trainer Tilo Labs vorausgesagt hatte, und so warf die elfte Niederlage des Regionalliga-Viertletzten auch die Frage auf, wie eine erfolgreiche Zukunft überhaupt aussehen könnte.

"Auf einen wesentlich schwächeren Gegner werden wir nicht mehr treffen", sagte Labs nach dem Duell mit dem Tabellenachten, auch auf den mit nur vier Punkten dastehenden nächsten Rivalen Frankfurter HC II (Sonnabend, 16 Uhr, Heimgartenhalle) treffe das zu. Allerdings könnte der Heimvorteil dann eine Rolle spielen, und es kommt wohl auch darauf an, wie gut die Mannschaft im Abstiegskampf gegen die direkten Konkurrenten ihre Nerven im Griff haben wird.

In Neubrandenburg war der ATSV eine Dreiviertelstunde lang ein zumindest gleichwertiger Gegner, immer im Rückstand zwar, aber nie mit mehr als zwei Toren. Es war dann entscheidend, dass die Mannschaft sieben ihrer acht Zeitstrafen in den verbleibenden 15 Minuten kassierte, die meisten davon wegen unbedachter Fouls. "Wir werden noch viele Spiele haben, die ähnlich laufen, und da müssen wir lernen, cool zu bleiben", sagte Labs. "Jede Spielerin muss gucken, wann ein Foul mit folgender Zwei-Minuten-Strafe Sinn macht."

Doch die Stormarnerinnen haben zu viele andere Dinge im Kopf, sie müssen sich an ständig wechselnde Mannschaftsaufstellungen gewöhnen, wegen Ausfällen wie denen von Katharina Rathke und Nadine Grunwald aus der Not geboren. Auf einer ungewohnten Position sind manche mehr mit sich selbst als mit der Spielübersicht beschäftigt. Und der Plan, dem Spiel mit Härte die entscheidende Wendung zu geben, ging auch nicht auf: Als die Ahrensburgerinnen intensiver zur Sache gingen, lösten sie damit eine Gegenreaktion aus, der sie nicht gewachsen waren.

"Das Spiel plätscherte lange vor sich hin, man hat nicht gespürt, dass wir im Abstiegskampf stecken", sagte Labs. "Dann haben wir Emotionen ins Spiel gebracht, diese aber nicht kontrolliert." Neubrandenburg nutzte die Lücken im Deckungszentrum und damit das Fehlen Grunwalds konsequent aus, der ATSV hingegen wusste die Defizite des Gegners zu selten zu bestrafen. Mit einer Felkel in Topform hätte das womöglich anders ausgesehen.

Drei Mannschaften stehen in der Tabelle noch hinter den Ahrensburgerinnen, zwei davon sind die nächsten Gegner: Am kommenden Sonnabend Frankfurt, danach dann die HSG Tarp-Wanderup. Niederlagen kann sich das Team in diesen Partien kaum erlauben - sonst geht im Existenzkampf schon bald gar nichts mehr.


Die Tore des Ahrensburger TSV erzielten: Kerstin Felkel (6), Bianca Schuster (5/4), Silke Thom (4), Natalina Münch, Nadine Synold, Kirsten Vester (je 3), Alexandra Krone (2) und Simona Stahl (1).