Die Stormarner, als Titelfavorit gestartet, sind endgültig aus dem Rennen um den Regionalliga-Aufstieg ausgeschieden.

Ahrensburg. Die Kamera oben auf der Tribüne der Heimgartenhalle begann nach zehn Minuten erst zu surren, es gab ein paar Probleme, ein Versäumnis von Tilo Labs. Im Laufwerk seines Camcorders fehlte die CD, und bis des Trainers Helfer Ersatz beschafft hatten, war die entscheidende Phase des Oberliga-Handballspiels zwischen den Männern des Ahrensburger TSV und des TSV Ellerbek schon gelaufen. Übrig geblieben ist ein Film, so nutzlos wie ein guter Krimi, dessen Anfang man verpasst hat.

Zu Hause auf dem Sofa in Schwerin wird sich Labs bei der Videoanalyse hin und wieder womöglich die Hände vor die Augen halten, ein paar Szenen sind nichts für schwache Nerven: Der Tabellenführer nutzte die zweite Halbzeit zu einer Demonstration seiner Stärke, und der beim 28:34 (16:20) hoffnungslos unterlegene ehemalige Titelanwärter aus Stormarn sah in seinem letzten Heimspiel des Jahres in manchen Phasen nur staunend zu, so wie ein Kind, das dem Weihnachtsmann gegenübersteht.

"Das Manko ist, dass sich diese Mannschaft nicht mehr herausziehen kann, wenn sie hinten liegt. Dafür fehlen ihr die Führungspersönlichkeiten", sagte Labs, und so war im Prinzip in der elften Minute beim Stand von 3:8 klar, dass der ATSV auch seine letzte kleine Chance im Titelrennen vergeben hatte. Nur Platz fünf, acht Punkte Rückstand nach ganz oben: Schon vor dem Ausklang der Hinrunde am Sonnabend bei der SG Hamburg-Nord ist alles aus für das mit hohen Erwartungen gestartete Team.

Was sie auch versuchten auf Ahrensburger Seite, taktische Varianten, frühe Wechsel auf fast allen Positionen, nichts wollte gegen den Spitzenreiter so recht funktionieren. "Ich hatte gedacht, dass wir weiter sind", sagte Labs enttäuscht, er sprach von "haarsträubenden Fehlern im Passspiel" und davon, dass seine Mannschaft im Angriff kein spielerisches Konzept gefunden habe. Und, viel schlimmer noch: "Wir haben uns einfach nicht genug gewehrt."

Die vierte Saisonniederlage wirft Fragen auf, und dringlicher noch als die Analyse der verpatzten Halbserie ist die Zukunftsplanung des Stormarner Handball-Aushängeschilds. "Es geht jetzt nicht darum, irgendwelche korrigierten Ziele auszurufen", sagte Labs, "sondern dass wir unser Gesicht wahren müssen. Der Mannschaft sollte klar sein, dass sie den ATSV vernünftig zu vertreten hat."

Womöglich wird der Klub mit einem neuen Trainer in die Rückrunde gehen, es wäre der dritte in dieser Saison. Die Funktionäre und ihr Coach müssen entscheiden, ob die Doppelbelastung des in erster Linie für das gegen den Regionalliga-Abstieg kämpfende Frauenteam des Vereins verantwortlichen Labs unter diesen Voraussetzungen noch Sinn macht.

Labs selbst hätte nach sechs Jahren als Frauencoach womöglich Interesse, dauerhaft Trainer der Männer zu sein, vor allem aber forderte er eine schnelle Weichenstellung. "Im Prinzip muss man sagen, dass im Januar schon die Vorbereitung auf die kommende Serie beginnt", sagte er. "Das macht aber eigentlich nur Sinn mit dem Trainer, der in der nächsten Saison verantwortlich ist." Wichtig für das Projekt Regionalliga-Aufstieg seien zudem langfristige Vereinbarungen mit den Spielern. Labs: "Es darf nicht so sein, dass im Sommer wieder fünf Mann wechseln."


Die Tore des Ahrensburger TSV erzielten: Christoph Palder (7), Amen Gafsi (6/1), Thiago Santos (5), Christoph Strubel, Said Evora, Christoph Stukenbrock, Steffen Liepold (je 2), Maximilian Ginders und Jörn Kammler (je 1).