Jetzt hilft nur noch ein Wunder. Der Rückstand auf den Tabellenführer TSV Ellerbek beträgt schon sechs Punkte.

Ahrensburg. Am Ende des Traums stand Steffen Reider allein auf dem Spielfeld der Heimgartenhalle und wusste nicht so recht, was er tun sollte. Er hätte sich auf die Holzbank setzen können, neben seine Kameraden, und mit leerem Blick auf den Boden starren. Sich die Hände vor das Gesicht schlagen wie Rückraumhüne Christoph Palder. Seine Wut an der Matte auslassen, die neben dem Tor an der Wand lehnte, so wie Amen Gafsi es mit verzweifelten Faustschlägen tat.

Stattdessen entschied sich der Torwart der Handball-Männer des Ahrensburger TSV zu einer Analyse, so gut das eben möglich war kurz nach dem 25:26 (14:12) im Oberliga-Duell mit dem TuS Esingen.

Kleinigkeiten seien es gewesen, die über Wohl und Wehe entschieden hätten in einer Partie auf hohem Niveau, sagte Reider, "vielleicht hat am Ende nur ein bisschen Glück gefehlt". Die Stormarner agierten auf Augenhöhe mit dem Tabellenzweiten, und am Ende hat ein einziges Tor ihren Titeltraum am achten Spieltag schon zerstört. Nur ein Handballwunder kann noch helfen, den TSV Ellerbek einzuholen, den mit sechs Punkten Vorsprung enteilten ungeschlagenen Tabellenführer.

Eine Zeit lang sah es gut aus für den ATSV in seinem Schicksalsspiel, beim 14:11 kurz vor und beim 16:13 kurz nach der Pause, schöne Führungen, erkämpft trotz des Fehlens von Thiago Santos (Verdacht auf Bänderverletzung im Knie). Der vierfache Torschütze Palder tat sich für einen kurzen Zeitraum hervor, konnte in der zweiten Halbzeit jedoch keine Akzente mehr setzen, Andre Peter überzeugte mit neun Treffern.

Schließlich aber fand sich niemand, der im zähen Ringen in der Schlussphase dem Spiel eine andere Wendung hätte geben können. "Wir haben zu viele klare Chancen ausgelassen, das war ausschlaggebend", sagte Tilo Labs nach seinem zweiten Spiel als Trainer einer Mannschaft, die sich sichtlich im Aufwind befindet, wie Reider bemerkte. "Man sieht, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte der Mannschaftskapitän, "wir haben wieder Spaß an der Arbeit. Und wer weiß, wie dieses Spiel in vier, fünf Wochen ausgegangen wäre, wenn wir unsere körperlichen Defizite aufgearbeitet haben."

Worte, die wohl auch als Kritik an Labs-Vorgänger Hans Riedel gewertet werden dürfen und die Frage aufwerfen, ob der Verein früher hätte handeln müssen. "Hinterher ist man immer schlauer", sagte Gerd Wollesen, Chef der ATSV-Supporters, die gemeinsam mit der Abteilungsleitung die Personalentscheidung getroffen haben. "Vielleicht hat man zu spät erkannt, dass das Verhältnis nicht mehr ganz so harmonisch war und die Spieler nicht an ihre Grenzen geführt wurden, aber so etwas ist für Außenstehende immer auch schwierig zu beurteilen."

Labs, der Doppelbelastung ausgesetzt, auch das Ahrensburger Frauenteam zu trainieren, genießt das vollste Vertrauen im Verein, das machte Wollesen deutlich. Ob das Engagement des Schweriners bei den Männern zur Dauerlösung werde, liege allein an dem Coach selbst. "Wir werden uns demnächst für die weitere Zukunftsplanung zusammensetzen", sagte Wollesen.


Die weiteren Tore des Ahrensburger TSV erzielten: Amen Gafsi (6/4), Steffen Liepold (3), Markus Fraikin, Maximilian Ginders und Jörn Kammler (je 1).