Der 28 Jahre alte Rechtsaußen war in der vergangenen Saison mit 175 Treffern Torschützenkönig seines Landes.

Ahrensburg. Jetzt sind die Handballer des Ahrensburger TSV wohl endgültig in die Rolle des Aufstiegsfavoriten geschlüpft: Wenige Tage bevor die Stormarner am kommenden Sonnabend (18.30 Uhr, Heimgartenhalle) mit dem Heimspiel gegen den Norderstedter SV in die Oberliga-Saison starten, präsentierten sie den tunesischen Nationalspieler Amen Gafsi (28) als neunten Neuzugang. "Er soll mithelfen, dass wir endlich den Sprung in die Regionalliga schaffen und uns dort schnell etablieren", sagte Coach Hans Riedel.

Dass Gafsi, der ausgebildeter Sportlehrer und lizenzierter Trainer ist, von seinem Heimatklub Etoile Sportive du Sahel (ESS) in Tunis nach Stormarn wechselte, hat viele Gründe - einer ist Ehefrau Sarah, die via Internet an der Universität Hagen Kulturwissenschaften studiert. Sie wurde als Tochter eines Tunesiers in Hamburg geborene, nun zog es sie nach drei Jahren an der Seite ihres Mannes in Nordafrika wieder nach Hause zu ihrer Familie, weil sie ein Kind erwartet.

"Ich habe vorher beim SV Post Schwerin und der HSG Insel Usedom mittrainiert", erzählte der sprunggewaltige Linkshänder. Da sich der gläubige Moslem aber in Schwerin nicht wohlfühlte und man in Usedom einen Rückraumschützen und nicht einen Rechtsaußen suchte, wandte sich Gafsi an den ATSV. "Da haben unsere guten Kontakte nach Mecklenburg-Vorpommern geholfen, die wir bei unseren Trainingslagern aufgebaut haben", sagte Gerd Wollesen, der als Vorsitzender der ATSV-Supporters den Deal mit dem Nationalspieler einfädelte - zusammen mit Trainer Riedel, der in den Ferien auf Usedom Handball-Camps leitet.

Der sprachbegabte Tunesier, der neben Französisch, Arabisch und Englisch auch schon ein paar Brocken Deutsch kann und in der vergangenen Saison mit 175 Toren maßgeblichen Anteil daran hatte, dass sein Verein zum fünften Mal Landesmeister wurde, soll auch in die Nachwuchsarbeit eingebunden werden und die A- und B-Jugend trainieren.

Von Gafsis Handball-Entwicklungshilfe wird aber nicht nur der Verein profitieren. Der Internetfan und Kinoliebhaber übernimmt ein Handballprojekt an der Integrierten Gesamtschule, eine Arbeitsgemeinschaft an der Heimgartenschule ist in Vorbereitung. "Wir wollen mit Gafsi den Handball in Ahrensburg populärer machen", sagte Wollesen.

In seinem neuen Umfeld hat sich der Nordafrikaner, der beim letzten Abflug aus seiner Heimat von einem TV-Team verabschiedet wurde, schon gut eingelebt. "Ich fühle mich aufgenommen wie in eine Familie", sagte er.

Seine zweite sportliche Leidenschaft ist Fußball. Gafsi ist mit den beiden Bundesligaprofis Karim Haggui (Bayer Leverkusen) und Mohamed Amine Chermiti (Hertha BSC Berlin) befreundet. "Im Sommer wird in der Heimat gekickt", so das Handball-Ass.