Im Interview erklärt der Trainer, wie er den Stormarner Klub zur Nummer zwei im Großraum Hamburg aufbauen will.

AHRENSBURGER ZEITUNG: Seit Jahren pendeln die Männer- und Frauenteams des Ahrensburger TSV zwischen Ober- und Regionalliga. Jetzt behaupten Sie, der ATSV könne mittelfristig im Großraum Hamburg hinter dem HSV Handball zur Nummer zwei aufsteigen. Ist das nicht eine sehr gewagte These?

HANS RIEDEL: Ich habe bei großen Vereinen in Buxtehude, Eutin und Bad Bramstedt als Trainer gearbeitet und kenne die Hamburger Handballszene. Für mich bietet der ATSV das beste Umfeld für die Etablierung einer Regionalligamannschaft. Gerd Wollesen und seine Supporters sorgen für die finanzielle Unterstützung der Leistungsmannschaften und haben zudem in den vergangenen Jahren elf Spielern eine berufliche Zukunft ermöglicht.

AZ: Vor dem zweiten sollte man aber den ersten Schritt tun. Derzeit hängt der Wiederaufstieg in die Regionalliga am seidenen Faden. Dass der ATSV an der Spitze steht, verdankt er letztlich Niederlagen der unmittelbaren Verfolger. Haben Sie nicht Sorge, den Aufstieg zu verpassen?

RIEDEL: Zunächst einmal sind wir nicht zum Aufstieg verdammt. Die Etablierung in der Regionalliga soll in einem Zeitraum von drei Jahren gelingen. So habe ich es mit den Supporters abgesprochen. Andererseits zählt aber auch jedes Jahr und ich habe jetzt einen Kader, der unbedingt aus der Oberliga raus will. Die letzten Trainingsleistungen haben mich in meiner Einschätzung noch einmal bestärkt, zumal ich weiß, dass sich meine Mannschaft in Drucksituationen gegen die unmittelbaren Konkurrenten besonders steigern kann.

AZ: Warum sind die bisherigen Versuche, sich in der dritthöchsten deutschen Spielklasse festzusetzen, gescheitert?

RIEDEL: Es gibt vor allem ein Defizit in der Jugendförderung. In den vergangenen zehn Jahren war der ATSV in allen männlichen Altersklassen im Spielbetrieb vertreten, es wurde aber kein Meistertitel errungen. Dort wollen wir jetzt ansetzen.

AZ: Was heißt wir, und an welche Maßnahmen ist gedacht?

RIEDEL: Alle, die seit einem Jahr am runden Tisch sitzen und regelmäßig über Fortschritte in der Abteilung nachdenken: Spartenleitung, Supporters und die Trainer der Spitzenmannschaften. Im Zuge der Leistungsorientierung soll zur kommenden Saison ein Spieler zum Männerteam stoßen, der auch als Jugendtrainer eingestellt wird. Und ich könnte mir vorstellen, noch weitere Spieler in die Kinder- und Jugendarbeit zu integrieren. Vor allem bei der Grundlagenschulung bei den Sechs- bis Zwölfjährigen, aber auch, um die Identifikation mit der ersten Männermannschaft zu fördern. Es ist das Ziel, pro Saison zwei bis drei Spieler aus dem eigenen Nachwuchs oder zumindest aus Stormarn in den Kader zu integrieren.

AZ: Bedarf es dazu nicht einer besonderen Jugend-Koordination?

RIEDEL: Die SG Hamburg-Nord, unserer großer benachbarter Mitbewerber, macht es vor mit einem hauptamtlichen sportlichen Leiter, der auch die Trainingsinhalte für die einzelnen Jugendklassen vorgibt und die Mannschaften mit Trainern besetzt. Ich wäre fürs Erste schon mit zwei Jugendkoordinatoren zufrieden, je einer für den männlichen und weiblichen Bereich.

AZ: Falls Ihr Projekt Erfolg haben sollte, wie löst man dann das Problem der begrenzten Hallenzeiten, das ja auch schon die Oberliga-Mannschaften einschränkt?

RIEDEL: Da müssen Gesamtverein, Abteilung, Supporters, aber auch die Stadt Ahrensburg zusammenwirken. Vielleicht kommt uns die Politik entgegen, wenn wir unsere Aktivitäten in den Ahrensburger Schulen ausweiten.

AZ: Was heißt das konkret?

RIEDEL: Es gibt beiderseitige Interessen. Die Schüler sitzen heute bis zu 40 Stunden pro Woche in der Klasse und zu Hause noch vor dem PC oder Fernseher - Fettleibigkeit und Koordinationsmängel sind die Folge. Da die Sportstunden in den Grund- und Hauptschulen häufig von fachfremden Lehrern gegeben werden müssen, könnte sich der ATSV kompetent einmischen und Handball im Unterricht vermitteln und dabei noch neue Mitglieder gewinnen.