05.11.2006: Palder trifft mit dem Schlusspfiff
ATSV - SG Flensburg-Handewitt II 25:24 (15:14)
„Wenn
ich den rein mache, dann gewinnen wir morgen“, hatte ATSV-Torhüter
Steffen Reider am Freitag nach dem Abschlusstraining orakelt und ein
letztes Mal auf den Basketballkorb gezielt. Der Ball landete im Korb
und Reider witzelte: „Dann kann ich morgen ja zu Hause bleiben.“ Zum
Glück tat er dies nicht. Denn mit 23 Paraden hatte er wieder
entscheidenden Anteil am dramatischen 25:24 (14:13)-Erfolg der Regionalliga-Handballer des Ahrensburger TSV gegen die
Bundesligareserve der SG Flensburg-Handewitt. Gefeierter Held des
Tages jedoch war ein anderer: Rückraumschütze Christoph Palder
erzielte einen Wimpernschlag vor dem Schlusspfiff den Siegtreffer,
nachdem die Ahrensburger zwei Minuten vor Ende noch mit zwei Treffern
hinten gelegen hatten. Mit dem mittlerweile vierten Sieg in Folge
konnten die Stormarner ihr Punktekonto auf 10:10 ausgleichen und
kletterten auf den siebten Tabellenrang.
Eine erste Hiobsbotschaft ereilte ATSV-Übungsleiter Jens Lüdtke
bereits kurz vor dem Anpfiff. Nachdem sein Knie sich wieder mit Wasser
gefüllt hatte, musste Kapitän Philipp Ruge passen. Für ihn rutschte
Christian Schedeit in die Startformation. Diesem ersten Schock folgte
gleich der zweite auf dem Spielfeld. Denn die Stormarner fanden
überhaupt nicht ins Spiel und lagen so innerhalb kürzester Zeit mit
0:3 zurück. Doch der ATSV fing sich ebenso schnell wieder, fand zurück
ins Spiel und ging sogar mit 9:7 in Führung. Nun konterten die
Flensburger, angetrieben vom inzwischen eingewechselten
Ex-Nationalspieler Jan Fegter, und gingen ihrerseits wieder in
Führung, bevor der ATSV mit zwei Toren in Folge den Halbzeitstand von
14:13 herstellte.
Die Fördestädter kamen mit einer offensiveren Abwehr aus der
Kabine. Und die nun agierende 3:2:1-Formation stellte die Ahrensburger
sogleich vor Probleme, auch wenn sie immer in Führung blieben. Aber
bereits neun Minuten nach dem Seitenwechsel musste Lüdtke eine Auszeit
nehmen, um sein Team neu einzustellen. Im Angriff überzeugten seine
Schützlinge allerdings auch nach der Auszeit nur selten. In dreifacher
Überzahl (49. Minute) verpassten sie es, den Vorsprung weiter
auszubauen und kassierten gegen nur drei Feldspieler sogar einen
Treffer. Und nach dem 22:20 folgte dann sogar eine scheinbar endlos
lange Phase ohne ATSV-Torerfolg. Die Gäste hingegen trafen viermal in
Folge und lagen gut zwei Minuten vor dem Ende mit 24:22 in Front. Man
sah schon hängende Köpfe und fühlte sich erinnert an die letzte
Saison, als reihenweise solche Spiele am Ende noch abgegeben wurden.
Doch diesmal war alles anders. Die ATSV-Sieben riss sich noch
einmal für zwei Minuten zusammen, bündelte alle Kräfte und versuchte
das Unmögliche. Nun wurden zwei Flensburger Rückraumakteure in
Manndeckung genommen, und diese Maßnahme ging auf. Der ATSV erzielte
schnell den Anschlusstreffer und glich 30 Sekunden vor Ende zum 24:24
aus. Mit letzten Kräften erwerten sich die Ahrensburger schließlich
des letzten Flensburger Angriffs und wären mit dem Unentschieden
sicherlich zufrieden gewesen. Zehn Sekunden vor Schluss verlief auch
dieser letzte Gästeangriff im Sande, und so kamen die Gastgeber
unverhofft noch einmal in Ballbesitz. Wie genau der letzte Wurf von
Christoph Palder dann seinen Weg ins Tor fand, wusste hinterher keiner
mehr, aber das war auch allen egal. Das komplette Team stürmte auf
Palder los und feierte den Helden des Abends.
Belohnung für den vierten Sieg in Serie waren nicht nur zwei
weitere Punkte im Kampf um den Klassenerhalt, sondern auch der Sprung
auf den siebten Tabellenplatz. Doch das Feld ist nach wie vor sehr eng
beieinander. Der Abstand zu den Abstiegsrängen beträgt nur magere zwei
Zähler. Und bereits am kommenden Freitag wartet auf den ATSV die
nächste schwere Aufgabe. Dann muss die Lüdtke-Sieben bei der HSG
Tarp-Wanderup antreten, einer der spielstärksten Mannschaften der
vergangenen Saison, die bislang unter ihren Möglichkeiten geblieben
ist und deshalb momentan auf einem Abstiegsplatz steht. Anpfiff ist um
20.30 Uhr in der Treenehalle in Tarp.
Aufstellung ATSV (Tore/Siebenmeter): Steffen Reider (1.-60.
Min., 23 Paraden), Florian Schmidt (n. e.) – Thiago Santos (10/4),
Christoph Palder (7), Christian Schedeit (4), Marc Feldtmann (2),
André Peter, Alexander Bär (je 1), Patrick Ranzenberger, Markus
Fraikin (n. e.), Philipp Ruge (n. e.), Hanno Jost (n. e.).
Flensburg-Handewitt: Nils-Martin Römpke, Simon Herold –
Kai-Simon Römpke (9/3), Rasmus Matthiesen, Jan Fegter (je 4), Kay
Blasczyk (3), Jacob Heinl (2), Lars Bastian, Jan-Philipp Naß (je 1),
Timo Clausen, Tim Steffensen, Lasse Johannsen.
Schiedsrichter: Thomas Range, Karsten Sprenger
(Rangsdorf/Berlin).
Siebenmeter: 4/4 : 5/4 (Reider pariert gegen K.-S. Römpke).
Zeitstrafen: 4:4 (Bär 23., 26., Peter 43., Schedeit 54. –
Blasczyk 43., 47., Bastian 49., Hahn 49.).
Spielverlauf: 0:3, 1:3, 1:4, 5:4, 5:7, 9:7, 9:9, 10:9,
10:11, 12:13, 14:13 – 15:13, 16:14, 16:16, 18:16, 22:20, 22:24, 25:24.
Zuschauer: 100.
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