09.02.2004: Dramatischer Pokal-Fight mit glücklichem Ende
SGH Neurupppin - ATSV 30:31 n. V. (12:11, 24:24, 27:26)
Rückraumspieler
André Peter war der glücklichste Mann auf dem Platz nach dem
Schlusspfiff der Verlängerung. Mit 31:30 (11:12, 24:24, 27:26)
behielt der Ahrensburger TSV im Zweitrunden-NOHV-Pokalspiel am Ende
beim zwei Klassen tiefer spielende Team von der SGH Neuruppin
glücklich, aber auch verdient die Oberhand. Noch wenige Minuten zuvor
hatte Peter mit hängendem Kopf das Spielfeld in Richtung Kabine
verlassen, nachdem ein Fehlpass von ihm fünf Sekunden vor Ende der
regulären Spielzeit noch zum viel umjubelten Ausgleich der
Heimmannschaft geführt hatte. „So ein Fehler ist mir noch nie
passiert, ich danke der Mannschaft, dass sie das mit Teamgeist wieder
ausgebügelt hat“, sagte Peter sichtlich erleichtert, zumal die
ganze Familie des gebürtigen Potsdamers den kurzen Anfahrtsweg zum
Sportcenter Neuruppin vor den Toren Berlins gefunden hatte. Und die
Mannschaft machte es spannend. Ebenfalls erst mit dem Schlusspfiff der
Verlängerung erzielte Markus Fraikin von der Rechtsaußenposition den
Siegtreffer, der für den ATSV den Einzug in den DHB-Pokal bedeutet
und damit Hoffnung auf einen attraktiven Gegner aus der 2. Bundesliga
macht.
Es war ein typisches Pokalspiel, wie es Spielertrainer Dirk
Schimmler auch vorher angekündigt hatte: „Die 350 Zuschauer werden
die Halle brennen lassen, und unser Gegner wird alles geben, um zu
zeigen, dass er auch Handball spielen kann“. Der Coach blieb diesmal
selbst auf der Bank, und auch Abwehr-Ass Jörg Schröder fehlte den
Ahrensburgern verletzt. Weiterhin nicht zur Verfügung steht Torwart
Torsten Wild, der sich vor einer Woche im Training einen Zeh gebrochen
hat. Trotzdem hatten die Ahrensburger das Spiel zunächst im Griff.
André Peter hatte seinen Vater, der den Gegner als Trainer der
zweiten Mannschaft des VfL Potsdam kennt, vorher ausgehorcht und
seinen Mitspielern mit auf den Weg gegeben, es bei Torhüter Olaf
Krause mit hohen Bällen zu versuchen. Daran hielten sich die
ATSV-Akteure zunächst auch und brachten vor allem Kapitän Christoph
Palder gut ins Spiel, der aus dem linken Rückraum zunächst traf, wie
er wollte. Doch die fast durchgehend mit ehemaligen
Regionalligaspielern besetzte Mannschaft des Gastgebers kämpfte und
ging beim 6:4 erstmals mit zwei Toren in Führung. Nach dem
zwischenzeitlichen 8:8-Ausgleich gelangen der SGH sogar drei Treffer
in Folge zur 12:9-Führung. Vor allem die starke linke Seite der
Neuruppiner machte den Ahrensburgern zu schaffen. Immer wieder schaffte
es Ivo Eismann im linken Rückraum, in die Lücke zwischen eins und
zwei zu stoßen und so entweder selbst zum Torerfolg zu kommen oder
Linksaußen Marcin Feliks freizuspielen, der es am Ende auf stolze
zehn Treffer brachte. Der ATSV jedoch blieb trotzdem ruhig und
verkürzte bis zur Pause noch auf ein Tor.
Nach dem Wechsel kam die stärkste Phase der Ahrensburger. Von
16:16 setzten sich die Gäste zunächst auf 18:16 ab, um dann sogar
auf 21:17 davonzuziehen. Höhepunkt war ein Tor per Kempa-Trick in
Unterzahl, als Henning Wollesen den Pass von Linksaußen Mathias
Behncke zum Torerfolg verwerten konnte. Da war es in der Halle
kurzfristig totenstill. Doch erneut verpasste es der ATSV, den Sack
rechtzeitig zuzumachen. Sogar wenige Minuten vor Schluss führten die
Schimmler-Schützlinge noch mit 23:20 und 24:22. Aber auch diesen
Vorsprung konnten sie nicht ins Ziel retten. 20 Sekunden vor Schluss
gelang es den Ahrensburgern, den letzten Neuruppiner Angriff
erfolgreich abwehren. Nach dem Abwurf vom Tor prellte André Peter den
Ball nach vorne und spielte kurz hinter der Mittellinie fünf Sekunden
vor dem Abpfiff den folgenschweren Fehlpass in die Arme des Gegners,
der das Geschenk gerne annahm und mit der Schlusssirene den
24:24-Ausgleich erzielte.
So ging das Spiel in die zweimal fünfminütige Verlängerung, die
an Spannung kaum noch zu überbieten war. Keiner Mannschaft gelang es,
sich mit mehr als einem Tor abzusetzen. Erst ging der ATSV zweimal in
Führung, doch zwei Gegentreffer in Folge führten zum erneuten
Rückstand beim letzten Seitenwechsel. Diesem Rückstand liefen die
Gäste bis zum 28:29 hinterher, bevor sie durch ebenfalls zwei Tore in
Folge ihrerseits mit 30:29 in Führung gehen konnten. Der Gastgeber
glich erneut aus, doch für den letzten Angriff blieb dem ATSV noch
eine halbe Minute. Nach 15 Sekunden wurde Kapitän Palder von seinem
Gegenspieler gefoult, der dafür auf die Strafbank musste. Leider
verletzte sich dabei auch Palder am Sprunggelenk und musste mit einer
starken Schwellung das Spielfeld verlassen. Aber die Ahrensburger
schafften es auch ohne ihn, die schon fast sichere zweite Verlängerung
noch zu vermeiden. In Überzahl wurde Markus Fraikin auf der
Rechtsaußenposition freigespielt, der keine Sekunde zu früh zum
31:30 traf.
Damit ziehen die Ahrensburger in den DHB-Pokal ein und haben nun
die Hoffnung auf ein attraktives Los. Zwar sind die Erstbundesligisten
in Runde eins noch nicht dabei, doch eine Mannschaft aus der zweiten
Liga könnte im September durchaus in die Heimgartenhalle kommen.
Zunächst einmal aber will der ATSV das Erfolgserlebnis auch mit in
die Meisterschaftsrunde nehmen. Mit dem Kampfgeist von Neuruppin ist
jedenfalls der Klassenerhalt noch drin. Bereits am kommenden Sonntag
können die Ahrensburger dies beweisen. Beim Tabellenvierten VfL Bad
Schwartau dürften sie jedoch nur krasser Außenseiter sein. Anpfiff
ist um 17.00 Uhr in der Jahnhalle.
Aufstellung ATSV (Tore/Siebenmeter): Florian Schmidt (20 Paraden), Kai
Altrichter – Christoph Palder (7), Markus Fraikin, Mathias Behncke
(je 5), Henning Wollesen, André Peter (je 4), Robert Heinrich (4/1),
Marc Monich (2/2), Nils-Oliver Himborn, Sascha Burmeister, Marcel
Schlöricke (n. e.).
SGH Neuruppin: Olaf Krause, Martin Quente (n. e.) – Marcin
Feliks (10), Ivo Eisman (6), Marco Schulz (5/3), Christian Koall (3),
Lars Kornelsen, Thomas Mitzner, Wilfried Ohme (je 2), Steve Reichelt,
Sören Klünder, Christian Will, Marco Thäle.
Schiedsrichter: Daniel Beyer, Mike Höhne (Eberswalde).
Siebenmeter: 3/3 : 3/4 (Heinrich scheitert an Krause).
Spielverlauf: 0:1, 3:4, 6:4, 8:6, 8:8, 9:9, 12:9, 12:11 –
13:11, 13:13, 15:14, 15:16, 16:18, 17:18, 17:21, 19:21, 19:22, 20:23,
22:23, 22:24, 24:24 – 24:25, 25:25, 25:26, 26:26, 26:27 – 27:27,
28:27, 28:28, 29:28, 29:30, 30:30, 30:31.
Zuschauer: 350.
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