Ahrensburger sammelt Titel wie am Fließband

Von Henrik Bagdassarian

Das Abendblatt stellt die Kandidaten für die Wahl zum Stormarner Sportler des Jahres vor. Heute: Leichtathlet John Schlegl vom ATSV.

Ahrensburg. Seine Landes- und norddeutschen Meistertitel kann John Schlegl kaum noch zählen. „Es mögen an die 23 sein, mit Bestimmtheit kann ich das aber nicht sagen“, erzählt der 15-Jährige lächelnd. Nichts scheint den jungen Ahrensburger so schnell aus der Fassung zu bringen. „In der Ruhe liegt die Kraft“, sagt er, „doch zu locker die Aufgaben anzugehen, ist auch nicht meine Art.“

Akribisch bereitet John sich deshalb auf Wettkämpfe vor. Anfang August gewann er die Silbermedaille bei den deutschen U16-Mehrkampfmeisterschaften in Lage (Nordrhein-Westfalen), zwei Wochen später wurde er in der gleichen Altersklasse bei den nationalen Titelkämpfen in Köln Vizemeister über die 100-Meter-Distanz.

In Lage lieferte John den Wettkampf seines Lebens ab – mit persönlichen Bestleistungen im Diskus- und Speerwurf, sowie im Neunkampf.

John Schlegl gewinnt bei nationalen Titelkämpfen zwei Silbermedaillen

Zum zweiten Mal überhaupt gelang ihm im Weitsprung ein Satz von 6,59 Metern. „John hat in beeindruckender Art und Weise sein herausragendes Talent unter Beweis gestellt“, sagt sein Coach Heiner Bock. „Mittlerweile präsentiert er sich auf einem Niveau, auf dem er bundesweit Beachtung findet.“

Den 15-Jährigen zeichnet auch ein großes Kämpferherz aus. „In Lage hatte ich im Stabhochsprung die Höhe von 3,60 Metern fest einkalkuliert, aber lediglich die Drei-Meter-Marke geschafft“, sagt John. Für einen kurzen Moment habe er mit dem Gedanken gespielt, die Flinte ins Korn zu werfen. Stattdessen stieg er wie ein Phönix aus der Asche und kämpfte sich im Gesamtergebnis auf Rang zwei vor. „Scheinbar habe ich wieder einmal alles richtig gemacht“, sagt er trocken.

Die Nominierung für die Sportlerwahl in Stormarn ist für den jungen Ahrensburger ein weiterer Schritt nach vorn. „Vergangenes Jahr saß ich noch im Zuschauerraum, nun werde ich selbst auf der Bühne stehen, was ziemlich cool ist“, sagt er. Später möchte John Sport und Beruf vereinen und den Job des Sportmediziners oder Physiotherapeuten ergreifen. „Physik, Chemie und Sport sind nun Mal meine Lieblingsfächer“, sagt das junge Bewegungstalent, dem als gebürtiger Haitianer die Musik förmlich im Blut liegt. Der Neunttklässler des Eric-Kandel-Gymnasiums spielt Saxofon und tritt gemeinsam mit der Big Band seiner Schule auf.

Der 15-Jährige bereitet sich intensiv auf die Hallen-Kreismeisterschaften vor

Im November gab der Schleswig-Holsteinische Leichtathletik-Verband die Kader-Athleten für 2016 bekannt. John steigt kommendes Jahr vom E- in den D-Mehrkampfkader auf. Das Training hat der 15-Jährige nach wenigen Wochen Pause längst schon wieder aufgenommen. In der Sporthalle in Hamburg-Alsterdorf stehen Ausdauer- und Intervalltraining auf dem Programm. John bereitet sich intensiv auf die Hallen-Kreismeisterschaften der Jugend U18 in Bad Segeberg (10. Januar) vor. „Um aus Treppchen zu gelangen, muss ich allerdings erst einmal an einigen älteren Konkurrenten vorbeiziehen“, sagt John trocken.

Michael Brackenwagen vertritt eine hohe Meinung von dem jungen Ausnahmesportler. „John ist mit Sicherheit eins der größten Leichtathletik-Talente, die der ATSV und die Region aus dem Kinder- und Jugendbereich je hervorgebracht hat“, sagt Ahrensburgs Abteilungsleiter.

Den 31-Jährigen ärgern allerdings die zwei Euro Gebühr, die John jedes Mal in der Alsterdorfer-Sporthalle entrichten muss.

Brackenwagen: „Der Ahrensburger TSV gehört zwar dem Schleswig-Holsteiner- und nicht dem Hamburger Leichtathletik-Verband an, dennoch halte ich diese Nutzungsgebühr für kontraproduktiv in Bezug auf das Thema Talentförderung.“

Quelle: Hamburger Abendblatt, Regionalausgabe Stormarn, vom 23.12.2015

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