Rhythmische Sportgymnastik: Linn Alex fiebert Deutschland-Cup entgegen

Elf Jahre alte Sportgymnastin des Ahrensburger TSV hofft bei Titelkämpfen in Koblenz auf Top-Ten-Platzierung in der Schülerwettkampfklasse

Von Henrik Bagdassarian

Ahrensburg. Am Freitagmorgen wird Linn Alex eine Viertelstunde vor der vereinbarten Zeit am Treffpunkt im Hamburger Hauptbahnhof erscheinen. Das hat sich die elf Jahre alte Sportgymnastin vom Ahrensburger TSV fest vorgenommen.

Unter keinen Umständen möchte sie den Zug nach Koblenz (Rheinland-Pfalz) verpassen, denn am Wochenende (24./25. Mai) will sie erstmals am Deutschland-Cup (24./25. Mai) teilnehmen - und mehr als das: „Mein Ziel ist, in der Schülerwettkampfklasse einen Platz unter den besten zehn Gymnastinnen zu erreichen“, sagt die Fünftklässlerin des Gymnasiums Am Heimgarten selbstbewusst.

Linn reist nicht allein. Ahrensburgs Trainergespann Judith und Sarah Albrecht haben für die mehr als fünfstündige Fahrt ebenso im selben Abteil Sitzplätze gebucht wie Lene Jonsson, Elisabeth Heine, Lara Yaren Neumaier, Camilla Aubakirov, Karla Schmidt und Pia Möller.

Während Lene gemeinsam mit Klassenkameradin Linn in der Schülerwettkampfklasse an den Start geht, kämpfen Elisabeth, Lara Yaren, Camilla, Karla und Pia in der Juniorinnenwettkampfklasse um gute Platzierungen. „Wir stellen mit sieben Mädchen neben der TSG Tübingen das stärkste Teilnehmerfeld aller Vereine „, sagt Judith Albrecht, 28, stolz.

Schwester Sarah freut sich auf den Veranstaltungsort des Deutschland-Cups, die Koblenzer Conlog-Arena. „Als junge Dinger haben Judith und ich dort unser Bestes gegeben“, sagt die 32-Jährige. „Jahrzehnte später gehen wir mit jungen Talenten, die wir trainieren, in die Wettkämpfe.“ Viel Zeit für ihre Schützlinge wird sie am kommenden Wochenende nicht aufbringen können. Sarah Albrecht beurteilt als Kampfrichterin die Darbietungen der Sportgymnastinnen, darunter auch die der eigenen Mädchen. Ein Vorteil für die jungen Ahrensburgerinnen ist das allerdings nicht.

„Da ich das Leistungsniveau jeder Einzelnen genau kenne, kann meine Bewertung schon mal etwas härter ausfallen“, sagt die ältere der beiden Schwestern. Wie Linn werden auch ihre Vereinskameradinnen von den Eltern nach Koblenz begleitet. „Allerdings fahren sie mit dem Auto und übernachten in einem anderen Hotel“, sagt die Elfjährige, die seit Gründung der Sparte vor rund sechs Jahren beim ATSV Rhythmische Sportgymnastik betreibt. Vor einigen Monaten setzte sie eine weitere große Leidenschaft in die Tat um und stellt nun eigene Kleidungsstücke her.

„Schon lange habe ich den Wunsch, später Modedesignerin zu werden“, sagt Linn. Der erste Schritt auf dem Weg dorthin wurde zu Weihnachten mit dem Kauf einer Nähmaschine vollzogen. Kurz darauf belegte sie in einem Ahrensburger Fachgeschäft für Betten und Stoffe einen Nähkursus. Mit Erfolg: „In ihren Lieblingsfarben weinrot und pink hat Linn bisher einen modischen Pullover und ein schickes Sommerkleid selbst entworfen und zusammengenäht“, erzählt Mutter Martina Alex.

Eine weitere Leidenschaft verbindet Mutter und Tochter, auch wenn beide es nur zögernd zugeben. Martina Alex: „Wir sind große Anhänger der Fernsehserie ‚Verbotene Liebe‘, die montags bis freitags im Vorabendprogramm des Ersten ausgestrahlt wird.“

Drei- bis viermal die Woche Training, an manchen Wochenenden zusätzlich ein Wettkampf – da bleibt Linn wenig Zeit für andere Hobbys. Ihre schulischen Noten leiden nicht unter dem Zeitdruck: Mit einer Zwei uns sonst nur Einsern im letzten Zeugnis ist Linn eine überdurchschnittlich gute Schülerin.

Das Ticket für den Deutschland-Cup löste die Elfjährige vor Kurzem bei den in Ahrensburg ausgetragenen Regionalmeisterschaften Nord. Als Vierte verpasste sie nur knapp den Sprung auf das Treppchen. Judith Albrecht: „Ohne den Patzer bei der Keulenübung wäre Linn sicher in den Medaillenrängen gelandet. Vielleicht gelingt ihr das ja an diesem Wochenende.“

Quelle: Hamburger Abendblatt, Regionalausgabe Stormarn, vom 21. Mai 2014

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